Plagiate: Jura-Professor nimmt Schulen in die Pflicht

Bayreuth (dpa) - Gewissenhaftes wissenschaftliches Arbeiten muss nach Ansicht des Bayreuther Jura-Professors Ansgar Ohly bereits in der Schule vermittelt werden.

Dort machten die Schüler bereits erste Erfahrungen mit wissenschaftlichem Arbeiten, sagte Ohly im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Es müsse nicht nur darauf geachtet werden, dass Referate oder die Facharbeit inhaltlich richtig sind, sondern dass auch wissenschaftliche Standards eingehalten werden.

„Die Versuchung ist oft recht groß“, bemerkte Ohly im Hinblick auf die im Internet zugängliche Flut von Informationen. Durch moderne Textverarbeitung ließen sich problemlos ganze Passagen fremder Texte in das eigene Werk einfügen. Umgekehrt gebe es nun auch neuere Methoden, um dem auf die Schliche zu kommen: „Das Internet erleichtert das Plagiat, aber hilft auch bei der Überführung.“

An der Universität Bayreuth beginnt an diesem Freitag eine Fachtagung zum Thema „Plagiate, Wissenschaftsethik und Geistiges Eigentum“. Die Hochschule war im Zuge der Plagiatsaffäre um Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in die Schlagzeilen geraten. Sie hatte ihm den Doktortitel verliehen, obwohl sich später herausstellte, dass zahlreiche Zitate in der Arbeit nicht gekennzeichnet waren. Inzwischen hat sie dem Politiker den Titel aberkannt.

Seitdem sei das öffentliche Bewusstsein für das Thema Plagiate „gewaltig“ gewachsen, sagte Ohly, an dessen Lehrstuhl rechtliche Fragen zum geistigen Eigentum einen Schwerpunkt bilden. Er plädierte dafür, an den Universitäten das saubere wissenschaftliche Arbeiten tiefgreifend zu vermitteln. Propädeutika müssten am Anfang des Studiums stehen und auch Doktoranden sollten sich später bei ihrer Promotion noch einmal mit der Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens beschäftigen.

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