Designierter Ministerpräsident Markus Söder: Gewinner mit vielen Gesichtern

München (dpa) - Gandalf, Marilyn Monroe, Homer Simpson, Shrek, Edmund Stoiber, Mahatma Gandhi - Markus Söder hat schon viele Gesichter gezeigt. Nicht nur im Karneval. Nun steht der ehrgeizige Franke vor seiner bislang größten Rolle.

Designierter Ministerpräsident: Markus Söder: Gewinner mit vielen Gesichtern
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Spätestens im Frühjahr wird der 50-Jährige seinen Posten als Finanzminister in Bayern an den Nagel hängen und als Ministerpräsident in die Münchner Staatskanzlei umziehen, in das Büro, von dem er schon lange geträumt hat.

Damit wird nach der historischen CSU-Pleite bei der Bundestagswahl ausgerechnet der Mann zum großen Gewinner in der CSU, auf den lange Zeit kaum noch jemand einen Cent gesetzt hätte. Sogar Söder selbst verglich sich zwischenzeitlich mit dem englischen Dauerthronfolger Prinz Charles. Doch die Krise brachte Söder zurück auf die Siegerstraße. Für ihn zahlte sich dabei auch aus, dass er fleißig wie kein anderer Netzwerke gepflegt, Kontakte geknüpft und Fördergeld verteilt hat.

„Ab 50 beginnt im Leben eines Mannes die Zeit der Ernte“, zitierte Söder Anfang des Jahres, kurz vor seinem runden Geburtstag, seinen Vater. Ob er seine Ernte fortsetzt, wenn Horst Seehofer - wann auch immer - auch den Posten des Parteichefs räumt? In München würde das viele nicht überraschen.

Die Meinungen über Söder gehen auch in der CSU weit auseinander. Selbst seine Kritiker räumen aber ein, dass er ein überaus fleißiger und talentierter Politiker ist. Nicht wenige teilen aber auch die Überzeugung, dass er vor allem auf eigene Rechnung arbeitet. Als Ministerpräsident wird er daher unter einer besonderen Beobachtung stehen. Die erste Abrechnung folgt im Herbst 2018 bei der Landtagswahl.

Schenkt man Seehofers früheren Worten Glauben, dürften der CSU rauhe Zeiten bevorstehen. Vor Jahren warf er Söder „charakterliche Schwächen“ und einen „pathologischen Ehrgeiz“ vor, Söder leiste sich „zu viele Schmutzeleien“. Das Verhältnis zwischen dem Regierungschef und seinem Finanzminister war seit Jahren sehr angespannt, fast immer herrschte eisiges Schweigen, einzig die Machtkonstellationen zwang die beiden zur Zusammenarbeit.

In der Partei hat Söder dennoch viele Unterstützer, besonders an der Basis und in der Landtagsfraktion. Als Hardliner und akribischer Arbeiter im Finanzministerium hat er sich viel Respekt erworben, fachlich lobte sogar Seehofer bisweilen seine Arbeit. Außerhalb Bayerns gilt er vielen als Scharfmacher, Populist, Provokateur, Rechtsaußen. „Diese Kritik muss man wegstecken können. Wer mich kennt, weiß, dass mich diese Beschreibungen nicht richtig charakterisieren“, sagt Söder.

Die CSU-Laufbahn des vierfachen Vaters ließ schon immer große Ziele vermuten: Seit 1983 ist der promovierte Jurist Parteimitglied, von 1995 bis 2003 war er Chef der Jungen Union Bayern. Seit 1994 ist er Landtagsabgeordneter, seit 1995 Teil des Präsidiums, von 2003 bis 2007 war er Generalsekretär unter Edmund Stoiber („mein Mentor und eine politische Vaterfigur“), seit zehn Jahren ist er Minister.

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