Porträt : Mariano Rajoy: Überlebenskünstler vor neuer Herausforderung
Madrid (dpa) - Eine ruhige Kugel durfte Mariano Rajoy in der Politik nur selten schieben. Der spanische Ministerpräsident stand sehr häufig vor großen Hindernissen und schier unlösbaren Aufgaben.
Ein solch gewaltiges Problem wie den Aufstand der Separatisten in Katalonien hat der 62-Jährige bisher aber noch nie erlebt. Muss er doch, wie die Zeitung „El País“ dieser Tage schrieb, „die größte Herausforderung der spanischen Demokratie“ bewältigen. Auf dem Spiel stehen das Fortbestehen seiner Minderheitsregierung und mehr noch: die Zukunft der viertgrößten Volkswirtschaft der Eurozone.
Nach dem harten Einsatz der Polizei vor einigen Wochen beim Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien mit knapp 900 Verletzten wurden die Rufe nach einem Rücktritt des konservativen Regierungschefs in Spanien immer lauter. Für Rajoy allerdings nichts Neues. Der bärtige Brillenträger war schon häufiger politisch totgesagt worden.
Als der Parteichef der spanischen Volkspartei (PP) 2008 eine bittere Wahlniederlage erlitt, wurde sogar in der eigenen Partei die Forderung laut, Rajoy solle seinen Hut nehmen. Der Richtersohn und gelernte Jurist ließ aber stoisch alle Kritik an sich abprallen - und führte die PP nur drei Jahre später zum höchsten Wahlsieg ihrer Geschichte.