Berlin, Leipzig, Freiburg Linksautonome Hochburgen in Deutschland

Hamburg (dpa) - Gesetzlos und frei - so wollen viele Autonome in Wohnprojekten leben. Manche dieser Zentren in deutschen Großstädten sind mittlerweile sogar legalisiert, andere nur geduldet. Einige Beispiele:

RIGAER STRASSE, BERLIN: Schon seit Jahren tobt im Stadtteil Friedrichshain ein erbitterter Kampf um besetzte Häuser und die sogenannte Gentrifizierung - eine mit steigenden Mieten einhergehende bauliche Aufwertung des Bezirks. Als linksalternatives Wohnprojekt bezeichnen sich die auch vom Verfassungsschutz beobachteten Bewohner des ehemals besetzten Hauses mit der Nummer 94. Der Streit um eine Autonomen-Kneipe im Erdgeschoss wird derzeit vor Gericht verhandelt.

Die Polizei spricht von einem „Brennpunkt der linksextremistischen Szene“. Die Autonomen betrachteten das Gebiet als von „rechtsstaatlichen Normen“ losgelösten Freiraum. Immer wieder gehen Autos in Flammen auf. Die letzte große Eskalation gab es Anfang 2016: Damals lieferten sich rund 4000 Demonstranten Straßenschlachten mit der Polizei.

CONNEWITZ, LEIPZIG: Aus Sicht des Verfassungsschutzes ist Leipzig Schwerpunkt der autonomen Szene in Sachsen und „Brennpunkt linksextremistischer Gewalt“. Besonders das Viertel Connewitz im Süden der Stadt gilt als Zentrum der Leipziger Autonomen. Deren Hauptanlaufstelle ist das „Conne Island“, ein selbstverwaltetes Jugend-Kulturzentrum in Connewitz.

Krawalle gibt es in dem Viertel immer wieder. Erst Ende Juni randalierten 80 teils vermummte Menschen, warfen Böller auf einen Linienbus und blockierten eine Straße mit brennenden Mülltonnen. Im Januar 2015 zogen etwa 600 Linksautonome durch Leipzig und richteten erhebliche Schäden an. Oft kommt es in Connewitz auch zu Auseinandersetzungen zwischen Links- und Rechtsextremen.

KTS, FREIBURG: Die Universitätsstadt im Süden Baden-Württembergs hat traditionell eine starke links-alternative Szene. Nach zahlreichen Hausbesetzungen und Auseinandersetzungen, vor allem in den 1980er und 90er Jahren, schuf die Stadt den Links-Autonomen ein Zentrum und holte sie damit in die Legalität. Eingerichtet wurde es 1998 in einem früheren Bahngebäude.

Die Stadt bezuschusst das KTS (Kulturtreff in Selbstverwaltung) genannte Zentrum jährlich mit einem sechsstelligen Betrag, es läuft jedoch komplett unter der Regie der Autonomen. Dennoch sei die Einrichtung sinnvoll, weil sie Ruhe in die Stadt gebracht habe, sagt eine Rathaussprecherin. Rund um das Zentrum gibt es laut Polizei immer wieder Drogenprobleme, Sachbeschädigungen und Ruhestörungen.

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