Letzte Wehrpflichtige werden eingezogen

Berlin (dpa) - Nach mehr als 50 Jahren Wehrpflicht sind Tausende junger Männer am Montag zum letzten Mal regulär zur Bundeswehr eingezogen worden. Bundesweit wurden 12 150 Wehrpflichtige zum sechsmonatigen Dienst erwartet.

Eine Sonderbehandlung für „Drückeberger“ soll es trotz des Aussetzens der Wehrpflicht zum 1. Juli aber nicht geben. Das machte das Verteidigungsministerium deutlich. Bereits zum 1. März soll kein Soldat mehr gegen seinen Willen bei der Bundeswehr antreten.

Die rechtlichen Vorgaben für die Wehrpflicht gelten bis Ende Juni unverändert. „Es wird alles nicht strenger ausgelegt, als es in der Vergangenheit ausgelegt worden ist, und es wird auch alles nicht laxer ausgelegt“, sagte ein Ministeriumssprecher. Für Soldaten, die nicht zum Grundwehrdienst erscheinen, gelte zunächst eine Frist von einigen Tagen. „Wenn sie nach einer gewissen Zeit nicht auftauchen, gibt es die Militärpolizei, die sich auf die Suche macht.“ Der Sprecher sagte aber auch: „Wir drohen niemandem.“

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP), rief die Bundeswehr auf, sich großzügig zu zeigen. „Ich kann nachfühlen, dass diese Einberufung zum Dienst als ungerecht empfunden wird, denn die Wehrpflicht betrifft in diesem Jahr nur noch einen kleinen Teil der jungen Männer“, sagte er der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. Bei begründeten Bitten würden sie vom Dienst zurückgestellt. „Wenn jemand beispielsweise durch die Pflicht zur Ableistung seines Wehrdienstes ein ganzes Jahr länger auf seinen Studienbeginn warten muss, dann sollte die Bundeswehr dies zu verhindern wissen.“

Zum 1. Juli wird die Wehrpflicht ausgesetzt. Zur Einberufung am 1. März 2011 sowie zum 1. April und 2. Mai soll es nur noch Freiwillige geben, obwohl die Bundeswehr bis zum 1. Juli die Möglichkeit hätte, junge Männer auch gegen ihren Willen einzuziehen. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will die Zahl der Soldaten von aktuell rund 235 000 auf bis zu 185 000 Soldaten senken, darunter 170 000 Berufs- und Zeitsoldaten.

Allein in Niedersachsen traten rund 1300 junge Wehrpflichtige am Montag ihren Dienst an der Waffe an. „Es ist schon ein besonderes Gefühl, dass heute zum letzten Mal Wehrpflichtige eingezogen werden“, sagte Hauptmann Sebastian Schlör, Sprecher der Panzerlehrbrigade 9 in Munster.

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