Extremismusexpertin Keine Präventionsmaßnahmen für Kinder

Frankfurt/Main (dpa) - Kinder wie der wegen eines Anschlagsversuchs in Ludwigshafen verdächtigte Zwölfjährige werden nach Ansicht einer Extremismusexpertin bislang nicht vor Radikalisierung geschützt.

„Kinder sind überhaupt noch nicht im Fokus von Präventionsmaßnahmen“, sagte Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam der Universität Frankfurt am Main, Susanne Schröter, der Deutschen Presse-Agentur. Bislang richteten sich die Maßnahmen an Jugendliche ab 16 Jahren.

Schon in der Grundschule müsste aus ihrer Sicht begonnen werden, Widerstandsfähigkeit gegen extremistische Ideologie aufzubauen. „Das kann man machen im Rahmen von Demokratieerziehung, von Toleranzerziehung. Dazu müsste man aber das Bewusstsein entwickeln, dass die Opfer dieser Ideologie immer jünger werden.“ Auch müsse man sich dringend um Kinder kümmern, deren Eltern sich der Terrormiliz IS angeschlossen haben, die in Syrien waren und jetzt zurückkommen.

Der Zwölfjährige soll vor etwa eineinhalb Wochen versucht haben, eine Nagelbombe auf dem Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen zu zünden, wenn auch vergeblich.

Seit einem Jahr stellt der Islamische Staat laut Schröter verstärkt Videos ins Netz, in denen Kinder die Hauptakteure sind. „Kinder, die zum Teil vier, fünf, sechs Jahre alt sind, die mit Waffen hantieren, die martialische Parolen brüllen und die sogar Gefangene erschießen.“ Diese Videos und die Ideologie sei auch für Kinder in Deutschland über das Internet einfach zugänglich. Der Islamische Staat richte sich gezielt an Kinder, weil sie besonders einfach zu beeindrucken seien.

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