Interview: Wetterumschwung ist „Rückkehr zur Normalität“

Berlin (dpa) - Der jüngste Wetterumschwung mit Herbststurm und Temperatursturz ist nach Expertenangaben nicht untypisch - sondern eine „Rückkehr zur Normalität in dieser Jahreszeit“.

Das sagte Andreas Friedrich, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach, im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Frage: Ist ein solcher Wetterumschwung normal in dieser Jahreszeit?

Antwort: Gerade die Übergangsjahreszeiten Herbst und Frühling sind typisch dafür, dass es schnelle Wetterwechsel gibt, dass also das Wetter sich ändern kann - sowohl von warm auf kalt als auch von kalt auf warm. Was total untypisch war, war das Wetter der letzten Wochen. Was wir jetzt erleben, ist eigentlich eine Rückkehr zur Normalität in dieser Jahreszeit. Es ist natürlich nicht jeden Tag so, dass wir solche Orkansituationen haben. Solche Stürme und Kaltlufteinbrüche im Herbst passieren eigentlich im Schnitt jedes Jahr ein- bis zweimal.

Frage: Spielt der Klimawandel eine Rolle?

Antwort: Nein, das hat absolut gar nichts mit Klimawandel zu tun. Das ist eine Variation unseres mitteleuropäischen Wetters, was wir immer wieder erleben. Da müssen wir Klimawandel und Klima vergessen. Wenn das Klima sich erwärmt, werden die Mitteltemperaturen ansteigen, und dann werden wir das Ganze auf höherem Temperaturniveau erleben.

Frage: Worauf müssen wir uns in den nächsten Tagen einstellen?

Antwort: Das war nur eine Episode, wenn man so will. Wir bekommen in vielen Teilen Deutschlands am Donnerstag wieder ruhiges Hochdruckwetter. Einzig am Alpenrand wird es noch längere Zeit Auswirkungen geben durch „Gonzalo“, weil sich dort die Wolken und die Niederschläge stauen. Deshalb erwarten wir vor allem in Richtung Berchtesgadener Land bis Freitag zum Teil mehr als 100 Liter Regen auf den Quadratmeter. Man muss mit lokalen Überschwemmungen rechnen. Durch die kalte Luft wird es mit der Schneefallgrenze weit nach unten gehen. Wir rechnen mit Schneefällen bis zum Teil unter 1000 Metern.

Frage: Wird die Bevölkerung rechtzeitig vor Unwettern gewarnt?

Antwort: Ich denke, es wird nicht zu spät gewarnt. Wir können erst dann warnen, wenn wir wissen, welche Gebiete zu welchen Zeiten betroffen sind. Das können wir im Sommer, wenn wir Gewitter haben, erst sehr kurzfristig machen, meistens erst 30 bis 60 Minuten vorher. Das geht bei solchen herbstlichen und winterlichen Unwettern, die großräumiger sind, zeitlich früher. Wir hatten zum Beispiel am Dienstag schon mehr als zwölf Stunden vor so einem Ereignis die entsprechenden Unwetterwarnungen herausgeben können.

ZUR PERSON: Andreas Friedrich (57) ist Diplom-Meteorologe und arbeitet seit 1985 in verschiedenen Abteilungen beim Deutschen Wetterdienst. Aktuell ist er dort Tornadobeauftragter.

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