Hintergrund: Wirtschaftliche Interessen an Russland

Kiew (dpa) - In der Krim-Krise sind die Forderungen nach härteren Wirtschaftssanktionen aus den USA bislang deutlich stärker zu hören als aus der EU. Die Umsetzung von Strafmaßnahmen dürfte besonders für Europa ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang sein.

Die EU ist bei weitem Moskaus wichtigster Handelspartner. Etwa die Hälfte des gesamten russischen Außenhandelsvolumens wird mit der EU abgewickelt - und lediglich 8,7 Prozent mit den USA. Auch wenn Washington wie angedroht Gespräche über ein Investitionsschutz-Abkommen zur Intensivierung des amerikanisch-russischen Handels stoppt, dürfte das als isolierte Maßnahme Moskau nur wenig beeindrucken.

EU-Unternehmen würden Handelseinschränkungen mit Russland dagegen besonders treffen. Immerhin ist das Land der wichtigste Gaslieferant der Europäischen Union. Die EU deckt von dort rund ein Fünftel ihres Öl- und etwa 45 Prozent ihres Erdgasbedarfs - Tendenz steigend.

Rund 70 Prozent des russischen Gasexports gehen in die EU, mit Deutschland als größtem Einzelabnehmer. Etwa die Hälfte davon wird durch ukrainische Leitungen nach Westen gepumpt. Und Russland hat seine Gaslieferungen in der Vergangenheit durchaus schon als politische Waffe eingesetzt. Die USA - selbst bedeutendes Förderland - sind dagegen weitgehend von russischen Öl- und Gaslieferungen unabhängig.

Als Gegenmaßnahme nach westlichen Sanktionen brachte Moskaus Föderationsrat ein Gesetz zu möglichen Enteignungen und dem Einfrieren ausländischer Konten im Land ins Spiel. Das würde europäische und besonders deutsche Unternehmen treffen. Nach Angaben des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft haben allein etwa 6000 Firmen aus der Bundesrepublik in Russland rund 20 Milliarden Euro investiert. Im Vergleich dazu erreichen die US-Investitionen in Russland umgerechnet nur 7,4 Milliarden Euro.

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