Hintergrund: Korruptionsabteilung der Staatsanwaltschaft

Hannover (dpa) - Trotz des großen Interesses in der Affäre um Bundespräsident Christian Wulff ist über die Korruptionsabteilung der Staatsanwaltschaft Hannover in der Öffentlichkeit wenig bekannt.

Auf den vier Staatsanwälten lastet in dem Fall ein hoher Druck - aus Sicht von Experten stecken sie gar in einem Dilemma.

Einerseits wird ihnen Zögerlichkeit vorgeworfen, weil sie die Aufhebung der Immunität Wulffs nicht schon früher beantragten, um förmlich ermitteln zu können. Andererseits weiß die Staatsanwaltschaft, wie beispiellos dieser Schritt ist und welche Lawine sie damit auslösen könnte - selbst, wenn sich die Vorwürfe später als haltlos herausstellen sollten.

Genau wie die Ermittlergruppe will auch ihr 41-jähriger Leiter nicht in der Öffentlichkeit bekanntwerden. Der erfahrene Jurist ist seit rund 15 Jahren im staatsanwaltschaftlichen Dienst und genießt auch außerhalb Niedersachsens und Deutschlands eine hohe Reputation in Fachkreisen. Bevor er Anfang dieses Jahres die Leitung der Korruptionsabteilung übernommen hat, arbeitete er fünf Jahre in der Zentralstelle für organisierte Kriminalität in Celle.

Im Gespräch mit Journalisten, die versprechen mussten, seinen Namen nicht zu veröffentlichen, warb der Staatsanwalt zuletzt häufiger um Verständnis für seine „besonders schwere“ Situation. Diese bestand in den vergangenen Wochen in der Lektüre und der Auswertung von Zeitungen sowie Radio- und Fernsehbeiträgen. Eigene Recherchen dürfen die Ermittler wegen der Immunität des Bundespräsidenten bislang nicht anstellen.

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