Hintergrund: Berlusconi und seine Skandale

Berlin (dpa) - Mafia, Korruption und wilde Partys - Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist nicht nur wegen politischer Verdienste in die Schlagzeilen geraten.

Mit seinem großherzigen Einsatz für ein Partygirl sorgte Berlusconi im Oktober für Aufsehen. Der 74-Jährige soll eine junge Marokkanerin mit einem Anruf vor der Justiz bewahrt haben. Medien berichteten, er habe die 17-Jährige nicht nur zu Festen in seine Residenz bei Mailand eingeladen, sondern sie höchstpersönlich vor einer Festnahme wegen Diebstahls bewahrt.

Im März wurde ein Senator von Berlusconis Regierungspartei PdL unter Mafia-Verdacht festgenommen. Unter anderem geht es um Wahlbetrug und Geldwäsche. Der Politiker soll zudem mit Hilfe der Mafia ins Parlament gekommen sein. Zuvor hatte ein ehemaliger Mafia- Killer Berlusconi vor Gericht mit einer Serie von Bombenanschlägen in Verbindung gebracht.

Nach einem Erdbeben in den Abruzzen 2009 gab Berlusconi den in Zelten untergebrachten Opfern Empfehlungen der besonderen Art. „Man muss es eben nehmen wie ein Camping-Wochenende“, sagte er bei einem Besuch in der Region. Bei der Katastrophe waren mehr als 290 Menschen ums Leben gekommen, 50 000 wurden obdachlos.

Als Kandidatinnen der Regierungspartei für die Europawahl 2009 schlug Berlusconi drei blutjunge Schönheiten vor: eine ehemalige TV-Ansagerin, eine Fernsehschauspielerin und eine Sängerin - „Schamlose Luder im Dienst der Macht“, kommentierte seine damalige Ehefrau Veronica Lario. Sie reichte 2009 die Scheidung ein.

Eine angebliche Affäre mit der Schülerin Noemi Letizia hatte schon zuvor für Aufsehen gesorgt. Nach einem Besuch des Medienmoguls auf Noemis Party zum 18. Geburtstag hatte Lario öffentlich gesagt, Berlusconi treffe sich „mit Minderjährigen“. Gerüchte um eine Liaison mit der Schülerin, die ihn „Papi“ nannte, wies er zurück.

Ein Korruptionsprozess gegen Berlusconi wurde 2008 vorübergehend ausgesetzt, weil ihm ein neues umstrittenes Gesetz Immunität verlieh. Zuvor musste sich der Medien-Milliardär wegen der Bestechung des britischen Anwalts David Mills verantworten. 1998 soll Berlusconi 600 000 US-Dollar (446 000 Euro) bezahlt haben, damit dieser in Prozessen gegen seinen Medienkonzern Falschaussagen macht. Das Verfassungsgericht hat das Gesetz mittlerweile gekippt. Mehrere Verfahren gegen Berlusconi können damit neu aufgerollt werden.

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