Ärgernis Bilanzdefizit : Handel zwischen China und USA: Neue Rhetorik, altes Problem?
Peking (dpa) - US-Präsident Donald Trump ist derzeit zu Gast in China - dem Land, dem er einst den „größten Diebstahl der Weltgeschichte“ vorwarf. Die Chinesen hätten den Amerikanern ihre Jobs geklaut, wurde Trump im Wahlkampf nicht müde zu betonen.
Dies zeige sich daran, dass die USA deutlich mehr Waren aus China bezögen, als umgekehrt dorthin verkauften. Ein solches Handelsbilanzdefizit kann aus Sicht der betroffenen Länder problematisch sein, unter anderem, weil so oft auch die eigene Verschuldung im Ausland stark steigt.
Zwar drückt sich Trump inzwischen etwas vorsichtiger aus und von Drohungen mit einem Handelskrieg - etwa durch hohe Einfuhrzölle - war zuletzt nichts mehr zu hören. Im Kern bleibt er aber dabei: Das Handelsbilanzdefizit müsse verringert werden, sagte der US-Präsident am Montag während seiner Asien-Reise. Aber hat sich seit Trumps Amtsantritt im Januar beim Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt schon irgendetwas getan?
Aus neuen Daten der chinesischen Zollverwaltung geht das nicht hervor. Demnach ist das Defizit der USA gegenüber dem Reich der Mitte im Oktober im Vergleich zum Vorjahr sogar um knapp 10 Prozent auf 26,6 Milliarden US-Dollar gestiegen. In den ersten zehn Monaten schwoll das Defizit um gut sieben Prozent auf 224,5 Milliarden Dollar an. „Auch wenn davon auszugehen ist, dass Trump seinen Gesprächspartnern in China diesen „Missstand“ vor Augen führen wird, zeigt doch seine bisherige Amtszeit, dass der Handelskrieg nicht die bevorzugte Option darstellt“, sagt Frederik Kunze, Ökonom bei der Norddeutschen Landesbank.