Hackentor-Experte Schürrle: „Frankreich wird schwierig“

Porto Alegre (dpa) - Das Zaubertor bei seinem ersten großen WM-Auftritt wollte André Schürrle nicht groß kommentieren. Der treffsichere Joker war nach seinem 14. Länderspieltreffer vielmehr gleich in Gedanken beim bevorstehenden Viertelfinal-Klassiker am Freitag in Rio de Janiero.

Hackentor-Experte Schürrle: „Frankreich wird schwierig“
Foto: dpa

„Wir wissen, dass die Franzosen offensiv nochmal stärker sind und mehr Qualität haben. Da müssen wir von der ersten Minute an besser spielen“, sagte der England-Legionär vom FC Chelsea. Auch mit ihm dann erstmals von Anfang an?

Der 23-Jährige, von Joachim Löw zur Spezialkraft von der Bank auserkoren, avancierte beim 2:1 im Achtelfinale gegen Algerien nicht nur durch sein Führungstor in der Verlängerung zur treibenden Kraft im DFB-Team. „André Schürrle hat neue Impulse gebracht“, lobte der Bundestrainer. Torhüter Manuel Neuer pflichtete bei: „Als André kam, war ein bisschen Zug drin. Das hat Schwung gebracht, das tat uns gut.“

27 Minuten gegen Portugal, eine Minute gegen die USA durfte Schürrle zuvor in Brasilien lediglich ran. Jetzt waren es nach der Einwechselung zur Pause für den ernüchternd schwachen Mario Götze 75 Minuten. Und die nutzte er. „André ist jemand, der schnell im Spiel ist, der dem Spiel Tiefe gibt“, beschrieb Teammanager Oliver Bierhoff die Vorzüge des schnellen Offensivmannes.

Der Wahl-Londoner hat den Zug zum Tor, den die DFB-Verantwortlichen bei der WM in Brasilien so manches Mal bei ihrer Abteilung Attacke vermissen. „Er ist ein Spieler, der die Qualität besitzt, gut abzuschließen“, sagte Löw-Assistent Hansi Flick.

Das Plus, keine lange Anlaufzeit zu benötigen, macht den Profi vom FC Chelsea zu einem perfekten Joker: In 24 seiner 36 Länderspiele kam er von der Bank. Wie wertvoll er in der Startelf sein kann, bewies er aber ebenfalls schon. Beim 5:3 im Oktober in Schweden erzielte er drei Treffer.

Auch bei der WM-Generalprobe durfte der Angreifer von Beginn an ran und traf. Das Tor zum 1:0 gegen Armenien (6:1) war fast eine Kopie des Achtelfinaltreffers vom Montag. Nur, dass statt Thomas Müller damals Lukas Podolski die Vorarbeit vom linken Flügel geleistet hatte. „In Mainz war es vor drei Wochen im Grunde das gleiche Tor. Ich habe es mit der Hacke versucht, es gibt ja dann keine andere Möglichkeit“, schilderte Schürrle und gestand trotz des wiederholten Erfolges. „Natürlich ist da auch Glück dabei.“

Das Glücksgefühl möchte der Offensivspieler weiter auskosten. Nach einer wechselhaften Saison tut ihm das gut. „Das Jahr war für mich ein Stück weit ein Auf und Ab“, erklärte Schürrle nach seiner ersten Chelsea-Saison. Der ehemalige Leverkusener und Mainzer Profi arbeitete unter José Mourinho viel an Fitness und Taktik, durchlief den nächsten Schritt in seinem Reifeprozess. „Ich habe mich weiterentwickelt und fühle mich einfach viel besser als noch vor einem Jahr“, erklärte Schürrle schon zum WM-Start. „Ansprüche werde ich keine stellen, denn hier geht es ums Ganze und auch darum, sein Ego hinten anzustellen.“

Das Ganze - der WM-Titel - ist das Ziel auch von Schürrle. Das Gefühl, etwas erreichen zu können beim Turnier in Brasilien, sei immer noch da, betonte er nach seinem großen Tag in Porto Alegre. Und wie man gegen ein Team aus Frankreich ins Halbfinale einzieht, weiß Schürrle nur zu genau. Denn in der Champions League ließ er mit dem FC Chelsea auf dem Weg ins Halbfinale Paris St. Germain stehen.

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