Gewerkschaft sagt Fluglotsenstreik ab

Frankfurt/Main (dpa) - Flugreisende können vorerst aufatmen: Nach heftigem juristischen Tauziehen hat die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) ihren für Donnerstag geplanten Fluglotsenstreik abgesagt.

Ein Sprecher sagte der dpa am Mittwochabend, dies geschehe mit Rücksicht auf die Passagiere, da sich eine Entscheidung des Hessischen Landesarbeitsgerichts über den Streik bis spät in die Nacht hingezogen hätte.

Vorausgegangen war eine Entscheidung des Arbeitsgerichts Frankfurt in erster Instanz, die einen Ausstand zunächst wegen eines formellen Fehlers in den Streikforderungen untersagt hatte. Die anschließende Berufung wurde aber nicht mehr inhaltlich verhandelt, weil die Deutsche Flugsicherung (DFS) nach der Streikabsage ihren Antrag auf einstweilige Verfügung zurücknahm.

DFS-Personalchef Jens Bergmann kritisierte die Gewerkschaft: Sie habe mit ihrer späten Absage bereits immensen wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Er forderte die GdF zu weiteren Verhandlungen auf.

Trotz der juristischen Schlappe denken die Gewerkschafter bereits über neue Streiktermine nach. Man werde dies umgehend mit den Gremien besprechen, sagte Tarifvorstand Markus Siebers. Für diese Woche rechne er aber nicht mehr mit einem erneuten Streikbeschluss.

Im ersten Verfahren vor dem Arbeitsgericht reichten Richterin Renate Binding-Thiemann die von der Flugsicherung vorgebrachten rechtlichen Bedenken gegen einzelne Tarifforderungen aus, um den Arbeitskampf zunächst zu untersagen. Maßgeblich für die Entscheidung war, dass die Gewerkschaft eine Vertretungsregelung aus dem Manteltarif ändern wollte, der nicht zur Verhandlung stand. Die Regelung fiel damit unter die Friedenspflicht und darf nicht mit einem Arbeitskampf angegriffen werden. Die GdF ließ diese und eine weitere Forderung für künftige Tarifverhandlungen fallen.

Die Streikdrohung der Fluglotsen hatte weltweit Fluggesellschaften und Flughäfen alarmiert. Während die Airlines am Mittwoch an Ersatzflugplänen für die angedrohte sechs Streikstunden am Donnerstag feilten, organisierten die Flughäfen zusätzliches Personal und Versorgungsmaterial für gestrandete Passagiere. Hilfreich seien die Erfahrungen aus der Zeit der isländischen Aschewolke aus dem Vorjahr gewesen, berichtete ein Verantwortlicher in Frankfurt.

Die Passagiere wurden aufgefordert, sich bei ihren Fluggesellschaften über mögliche Flugverlegungen und Alternativen zu erkundigen. Die europäische Flugaufsicht Europol hatte mit erheblichen Störungen des Flugverkehrs in Europa für den Fall eines Streiks in Deutschland gerechnet.

Die 2600 Lotsen und anderen Tarifbeschäftigten der bundeseigenen DFS wollen ihre Forderungen nach 6,5 Prozent mehr Geld, aber vor allem mehr Einfluss im Unternehmen durchsetzen.

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