Trump brüskiert Gastgeber : G7-Pläne für Flüchtlingskrise scheitern am US-Widerstand
Taormina (dpa) - Die Blockade der USA hat einen umfassenden Plan von Gastgeber Italien und anderen G7-Länder für eine bessere Bewältigung der Flüchtlingskrise zu Fall gebracht.
Wie die Deutsche Presse-Agentur beim Gipfel der sieben großen Industrienationen im italienischen Taormina auf Sizilien erfuhr, bestanden die US-Unterhändler darauf, stattdessen nur zwei Paragrafen in die Abschlusserklärung aufzunehmen, die Grenzsicherung und Sicherheitsaspekte hervorheben. Entwicklungsorganisationen übten scharfe Kritik und warnten davor, den harten Text so aufzunehmen.
G7-Präsident Italien hatte eigentlich eine Erklärung zu den positiven Aspekten und Chancen der Zuwanderung gemeinsam mit den G7-Partnern verabschieden wollen. Dabei sollte es auch um Rechte von Flüchtlingen und Schutz vor Ausbeutung gehen. Es war neben einer ebenfalls schon gescheiterten Initiative zur Ernährungssicherheit der zweite Kernpunkt der Präsidentschaft Italiens, das den Gipfelort in Sizilien gewählt hatte, weil dort die meisten Flüchtlinge ankommen.
Im Entwurf der Abschlusserklärung zu den Flüchtlingen, der der dpa vorliegt, heißt es auf Wunsch der USA unter anderem: „Wir bestätigen die souveränen Rechte der Staaten, ihre Grenzen zu kontrollieren und klare Grenzen für die Zuwanderung zu setzen.“ Wie geschildert wurde, hätten die USA bisher auch keinerlei Verhandlungsbereitschaft gezeigt. „Nimm es oder sonst machen wir nichts“, hätten die US-Unterhändler gesagt, schilderten informierte Kreise.
„Das ist Erpressung“, sagte Jörn Kalinski von der Entwicklungsorganisation Oxfam. „Das ist Trampel-Trump.“ Es sei kontraproduktiv und führe „in eine Sackgasse von Hass, Ablehnung und Abgrenzung“. Friederike Röder von ONE warnte davor, die beiden Paragrafen so aufzunehmen. „Wenn dieser kurzsichtige und repressive Text bestätigt wird, könnten die G7 ihre Glaubwürdigkeit als globale Führer verlieren.“ Sie hoffe, dass die G7 ein anderes Erbe wählen, „als Mauern um sich herum hochzuziehen“. Angesichts alternder Gesellschaften der G7 sei Zuwanderung im eigenen Interesse.
Italienische Regierungskreise berichteten aber, dass die umstrittene Passage der USA doch in die Abschlusserklärung aufgenommen werde, und sprachen sogar noch von einem „guten Kompromiss“. „Sie sollten sich schämen“, sagte die Vertreterin einer Entwicklungsorganisation. „Vielleicht ist es ihnen lieber, etwas drin zu haben als gar nichts.“