Futterhersteller wegen versuchten Mordes angezeigt

Havixbeck (dpa) - Die private Strafanzeige wegen versuchten Mordes gegen einen in den Dioxin-Skandal verwickelten Futterfettehersteller aus Schleswig-Holstein soll ein Signal für Verbraucherschutz setzen.

Das sagte der Allgemeinmediziner Sten Neumann aus dem münsterländischen Havixbeck am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. „Mir ist klar, dass das juristisch kurze Beine hat, solange kein Opfer namentlich benannt werden kann.“ Jedoch müssten die Lebensmittelbranche und die Politik mehr gegen die Gefahren durch Dioxin unternehmen.

„Die Verbraucher haben ein Recht, mehr zu erfahren. Der Staat hat die Aufgabe, gezielt mehr nach Dioxin zu suchen. Es ist völlig unklar, wie viele Opfer es gibt. Die Anzeige soll dazu beitragen, bei den Herstellern eine höhere Hemmschwelle gegen kriminelle Machenschaften zu erreichen“, sagte Neumann.

Neumann (47) hat die Firma Harles und Jentzsch aus Uetersen wegen schwerer Körperverletzung und versuchten Mordes aus Habgier angezeigt. Das Unternehmen hat möglicherweise dioxinbelastete technische Fette als Futterfette an Tierfutterhersteller verkauft. „Dioxin ist 1000-mal tödlicher als Zyankali“, sagte der Allgemeinarzt, der Vater von drei Kindern im Alter von 8 bis 14 Jahren ist. „Wenn ich den Kühlschrank aufmache und Eier und Fleisch sehe, frage ich mich: Was können meine Kinder überhaupt noch essen?“

Die verheerenden Spätfolgen von Dioxin seien bei vielen missgebildeten vietnamesischen Opfern des dioxinhaltigen Entlaubungsmittels Agent Orange zu sehen, das die US-Armee in den 70er Jahren im Dschungelkrieg in Südostasien eingesetzt habe. „Ich habe auch noch die Bilder des Dioxin-Unglücks in Seveso 1976 vor Augen.“

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