Analyse : Fünf Signale des Superwahljahrs
Berlin (dpa) - Die Langzeitkanzlerin ist gerupft. Aber immer noch da. Die stolze SPD steht vor einem Scherbenhaufen.
Trotz ihres tröstenden Sieges in Niedersachsen. Und in Berlin wollen CDU, CSU, FDP und Grüne von diesem Mittwoch an ausloten, ob sie zu einer völlig neuen Bundesregierung in den Farben Jamaikas zusammenfinden - über schroffe Gegensätze hinweg. Die Entscheidungen bei vier Landtagswahlen und im Bund haben Deutschland 2017 verändert. Fünf Signale eines Superwahljahrs:
1 - Merkel bleibt Merkel - wie lange noch?
Nach zwölf Jahren als Kanzlerin hat Angela Merkel ihr oberstes Ziel erreicht. Sie kann die nächste Regierung bilden. Nach dem Absturz auf das schwächste Unionsergebnis seit 1949 steht die CDU-Chefin aber akut unter Druck. Die klaren Siege an der Saar, in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen im Frühjahr scheinen schon verblasst. Als Wahlkämpferin dimmte Merkel Kontroversen wie gewohnt herunter und blieb danach erstmal in der Deckung. Wie stark nun Unmut hochkocht, muss sich zeigen. Kritiker dürften aber zögern, schweres Geschütz gegen die Frontfrau aufzufahren, die gerade Sondierungen führt. „Wer denn sonst“ könne das, brachte es CDU-Vize Volker Bouffier auf den Punkt. Mit Blick auf 2021 könnten aber Nachfolgedebatten aufkommen.
2 - Die SPD muss in die Selbstfindung
SPD-Chef Martin Schulz bescherte das Wahljahr eine Achterbahnfahrt der Gefühle samt niederschmetternder Niederlage - und zum Abschluss in Hannover doch noch den einzigen Sieg. Der verschafft ihm erstmal Ruhe. Nächster Bilanztag für den 100-Prozent-Vorsitzenden ist der Parteitag Anfang Dezember. Der glücklose Kanzlerkandidat hob denn auch hervor, was die SPD in Niedersachsen gezeigt habe: sich nicht auseinanderdividieren zu lassen. Nach dem 20,5-Prozent-Debakel im Bund müssen die Genossen zeigen, dass Opposition in puncto Erneuerung mehr sein kann als vier Jahre zwischen zwei großen Koalitionen. Die Staatskanzleien in Kiel und Düsseldorf sind für die SPD auch futsch.