Frankreichs Sozialisten vor Zerreißprobe

Paris (dpa) - Nach dem höchstwahrscheinlichen Aus für eine Präsidentschaftskandidatur von Dominique Strauss-Kahn steht den französischen Sozialisten eine neue Zerreißprobe bevor.

Parteichefin Martine Aubry und ihr Vorgänger François Hollande kommen derzeit beide als Kandidaten für die Nachfolge von Präsident Nicolas Sarkozy infrage. Die Partei will an den für Oktober geplanten Vorwahlen festhalten. „Die PS ist weder kopflos noch geschwächt“, sagte Parteisprecher Harlem Désir am Montag in Paris. Die Affäre Strauss-Kahn, der in den USA der versuchten Vergewaltigung beschuldigt wird, sei eine „Privatangelegenheit“.

Aubry hatte mit Strauss-Kahn im sogenannten „Pakt von Marrakesch“ ausgemacht, dass die beiden nicht gegeneinander antreten wollten. Derjenige mit den besseren Aussichten sollte Präsidentschaftskandidat werden. Sie schien sich zeitweise bereits damit abgefunden zu haben, dass Strauss-Kahn den Kampf um die Nachfolge von Sarkozy aufnehmen würde. Nach Bekanntwerden der schweren Vorwürfen gegen Strauss-Kahn sprach sie von einem „Donnerschlag“. Sie mahnte die Parteigenossen zur Einheit und will die Führung in den kommenden Tagen zu einem Krisentreffen zusammenrufen.

Politische Beobachter schließen nicht aus, dass sich nun auch Oppositionspolitiker zu einer Kandidatur entscheiden, die bislang nicht im Rennen waren, etwa Laurent Fabius. „Es hieß immer, die Vorwahl sei keine echte Wahl. Nun sieht es ganz danach aus, als ob es zu einem echten demokratischen Schauspiel kommt“, meinte Gaël Sliman vom Meinungsforschungsinstitut BVA.

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