Finanzmärkte feiern US-Haushaltskompromiss

Frankfurt/Main/New York (dpa) - An den internationalen Börsen ist der Kompromiss im US-Haushaltsstreit mit kräftigen Gewinnen gefeiert worden. Die Erleichterung über den guten Start ins neue Jahr war groß.

In Frankfurt sprang der Dax am Mittwoch auf den höchsten Stand seit fünf Jahren.

Auch Öl, Gold und der Euro gewannen. Anleger griffen trotz der Warnungen von Ökonomen zu, die USA hätten sich nur eine Atempause verschafft. Das große Problem der Staatsverschuldung sei weiter ungelöst. Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft zeigten sich zwar erleichtert, sehen die USA aber noch lange nicht am Ziel.

Der deutsche Leitindex schloss mit einem Plus von 2,19 Prozent bei 7778,78 Punkten und näherte sich damit der psychologisch wichtigen Marke von 7800 Punkten. Auch andere Aktienmärkte in Europa, den USA und Asien reagierten sehr positiv auf die allerdings nur vorläufige Lösung im Dauerstreit um den US-Haushalt, die in der Nacht zum Mittwoch gelang. Der bedeutendste europäische Aktienindex EuroStoxx gewann 2,86 Prozent auf 2711,25 Punkte. In New York notierte der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss knapp zwei Prozent im Plus.

Selbst Euro-Krisenländer profitierten. Ihre Schuldenaufnahme wurde tendenziell billiger. So fielen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen Spaniens auf den tiefsten Stand seit März 2012.

An den Aktienmärkten legten vor allem die Banken überdurchschnittlich zu. Mit der Einigung im Haushaltsstreit werden massive Steuererhöhungen für Millionen Amerikaner zum Jahresanfang abgewendet. Experten hatten einen Rückfall der Vereinigten Staaten in eine Rezession befürchtet.

Generell stieß der Haushaltskompromiss deshalb bei Ökonomen und Verbänden auf ein positives Echo. Durch die Einigung, die vergleichsweise moderate Steuererhöhungen und zunächst keine Ausgabenkürzungen vorsieht, dürften die US-Wirtschaft einem erneuten Absturz entgehen, hieß es es in vielen Kommentaren.

Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft reagierten erleichtert, sehen aber noch großen Handlungsbedarf. Bernhard Welschke, USA-Experte beim Industrieverband BDI, sieht in der Einigung noch nicht einmal die halbe Miete, sondern allenfalls einen ersten Schritt. Es sei weiterhin unklar, wie die ausufernden Staatsschulden eingedämmt werden sollen, sagte er der dpa. Ähnlich äußerte sich Ilja Nothnagel vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK): „Es führt kein Weg an einer langfristigen Strategie vorbei, um aus der Verschuldung herauszukommen.“

Diese Unklarheit über die weitere Entwicklung sorgt nach Nothnagels Einschätzung sowohl bei den amerikanischen als auch bei den deutschen Unternehmen für Unsicherheit. Durch den jüngsten Kompromiss erwartet der Außenhandelsexperte des DIHK hingegen nur geringe Auswirkungen auf die Wirtschaft.

Ökonomen warnen, dass der im Kompromiss vorgesehene Wegfall der vorübergehenden Senkung bei den Sozialabgaben das US-Wachstum belasten werde. Allein dieser Effekt dürfte die Arbeitnehmer 2013 mit etwa 120 Milliarden Dollar belasten, rechnete Commerzbank-Experte Christoph Balz vor. Mithin werde sich das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal spürbar abschwächen, schätzt Balz. Das große Problem des Abbaus der ausufernden Staatsverschuldung stehen der USA nach Aussagen von Ökonomen noch bevor. Bereits zum Jahresende wurde der US-Regierung zufolge die Schuldenobergrenze von 16,4 Billionen Dollar erreicht. Eine Erhöhung sei unvermeidlich.

Diese Skepsis stieß an den Börsen auf wenig Gehör. „An den Märkten überwiegt der Optimismus, da die USA ein starkes Wachstumssignal gegeben haben“, sagte Händlerin Anita Paluch vom Broker Gekko Global Markets.

Auch an Devisenmärkten waren die Auswirkungen spürbar. Der Euro und das britische Pfund legten zu, während der US-Dollar zu wichtigen Währungen nachgab. Die US-Währung gilt als weltweite Reservewährung, weswegen sie in Krisenzeiten gesucht und von positiven Entwicklungen belastet wird. Der Euro sprang im Gegenzug zeitweise um einen Cent auf knapp 1,33 Dollar.

An den Rohstoffmärkten legte unter anderem der Preis für Rohöl von dem Haushaltskompromiss zu. Ein Barrel (159 Liter) US-Öl der Marke WTI kostete in der Spitze 93,87 Dollar und damit über zwei Dollar mehr als am Montag. Auch die Nordseesorte Brent legte deutlich zu.

Gold, das in Dollar gehandelt wird, profitierte von der schwächeren US-Währung. Eine Feinunze (31 Gramm) des Edelmetalls legte in der Spitze um etwa 20 Dollar auf bis zu 1694 Dollar zu. Sichere Anlagen wie amerikanische oder deutsche Staatsanleihen wurden indes stark belastet.

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