Erneut Debatte über US-Waffenrecht

San Bernardino (dpa) - Nach der bewaffneten Attacke in einer Sozialeinrichtung in Kalifornien mit insgesamt 16 Toten hat sich die Debatte um ein strengeres US-Waffenrecht verschärft.

Erneut Debatte über US-Waffenrecht
Foto: dpa

Präsident Barack Obama, ranghohe Demokraten und Bewerber im Rennen um das Weiße Haus forderten umgehend strengere Gesetze und Kontrollen. Als Motiv kommen laut Obama sowohl ein terroristischer Hintergrund als auch ein Streit am Arbeitsplatz infrage. „Wir werden der Sache auf den Grund gehen“, sagte Obama am Donnerstag nach einem Treffen mit FBI-Direktor James Comey, Justizministerin Loretta Lynch und hochrangigen Beratern.

Maskiert, in dunkler Kleidung und schwer bewaffnet hatte ein Paar in einer Behinderteneinrichtung 14 Menschen erschossen und 21 weitere verletzt. Der Mann und die Frau wurden von der Polizei nach einer Verfolgungsjagd getötet. Laut „Washington Post“ ist die Attacke in San Bernardino die 355. Schießerei in den USA in diesem Jahr, bei der vier oder mehr Menschen, darunter auch der jeweilige Schütze, mit Waffen getötet oder verletzt wurden.

Mit Tausenden Schuss Munition, einem Dutzend Rohrbomben und Werkzeug für weitere Sprengsätze hatten sich die Täter möglicherweise für weitere Attacken gerüstet. Insgesamt stellten Ermittler in der Wohnung, im gemieteten Fluchtauto und an den Körpern der beiden mehr als 7000 Schuss Munition für Sturmgewehre, Pistolen und langläufige Waffen sicher, wie Polizeichef Jarrod Burguan sagte. Der 28-jährige Syed Farook und seine 27 Jahre alte Frau Tashfeen Malik seien „eindeutig“ zu weiteren Angriffen fähig und ausgerüstet gewesen.

Die Zahl der Verletzten korrigierte Burguan von 17 auf 21. Mindestens zwei davon schwebten nach Angaben des Krankenhauses in Lebensgefahr. Auch ein zweiter Polizist sei verletzt worden, sagte Burguan, beide seien aber auf dem Weg der Besserung.

Über das Motiv herrschte am Donnerstag weiter Unklarheit. Die Tat sei aber eindeutig geplant worden, sagte FBI-Ermittler David Bowdich. Die beiden hätten eine „Mission“ gehabt. Einige Beweismittel sollten noch am Donnerstag nach Washington geflogen werden, um vom FBI untersucht zu werden. Besonders wichtig seien Handys, Computer und USB-Sticks.

Auslöser war womöglich ein Streit Farooks mit seinen Kollegen der örtlichen Gesundheitsbehörde, die in einer Behinderteneinrichtung einen Raum für eine Feier gemietet hatte. Farook habe die Feier wütend verlassen und sei dann mit der Frau zurückgekehrt - ausgerüstet mit Sturmgewehren und in dunkler Kleidung.

Der US-Bürger Farook, der die Pakistanerin im Internet kennenlernte und erstmals in Saudi-Arabien traf, war mit ihr im Juli 2014 in die USA eingereist. Gemeinsam hatten sie eine sechs Monate alte Tochter. Diese hatten sie vor der Tat laut „Washington Post“ bei Farooks Mutter abgegeben und einen Arzttermin vorgeschoben. Die Familie der beiden reagierte geschockt. „Ich habe keine Ahnung, warum sie so etwas tun würden“, sagte Farooks Schwager Farhan Khan.

Die Gesetzgeber im Kongress rief Präsident Obama erneut dazu auf, sich zu strengeren Waffengesetzen durchzuringen. Den Todesschützen dürften ihre blutigen Taten nicht so einfach gemacht werden. „So viele Amerikaner haben manchmal das Gefühl, dass wir nichts dagegen unternehmen können.“ Die Gesellschaft müsse in sich gehen und sicherstellen, dass die nötigen Schritte unternommen werden, um den Zugang zu Waffen zu erschweren.

Dianne Feinstein, demokratische Senatorin im Staat Kalifornien, kritisierte den Kongress. Dieser habe eine „lähmende Angst, die Waffenlobby zu verärgern“. Nicht einmal zu Sicherheitsüberprüfungen bei Waffenkäufen könnten sich die Politiker durchringen, obwohl die Mehrheit der Amerikaner solch einen Schritt unterstützen würde. Die meisten Republikaner wehren sich gegen strengere Waffengesetze.

Farook wurde als US-Bürger mit muslimischen Hintergrund beschrieben, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf Polizeiangaben. Die amerikanisch-islamische Organisation CAIR sprach den Opferfamilien auf einer Pressekonferenz ihr Beileid aus und unterstrich, dass der Islam eine friedliebende Religion sei.

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