Fragen und Antworten : Die zwei Horizonte des schwarz-roten Rentenstreits
Berlin (dpa) - Was wird aus der Rente - etwa in 10 oder 20 Jahren? Das bewegt nicht nur viele der 21 Millionen Ruheständler, Stand 2018. Die große Koalition ringt gerade an mehreren Fronten um die Zukunft der Alterssicherung, die auf enorme Belastungsproben zusteuert.
An diesem Dienstag will eine schwarz-rote Spitzenrunde versuchen, die Hindernisse für eine eigentlich unstrittige Stabilisierung bis 2025 auszuräumen. Unabhängig davon hat Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) aber eine Debatte um längere Garantien bis 2040 aufgemacht - zum Unmut der Union. Denn dazu soll auch eine Expertenkommission Ideen erarbeiten.
Wo ist das Problem?
Erst zum 1. Juli stiegen die Renten um mehr als drei Prozent. „Der Rente geht es gut, Gott sei Dank, wegen der guten Arbeitsmarktlage“, sagt Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Doch das System steht unter Druck. Millionen „Babyboomer“ der geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1969 drängen in die Rente. Zugleich haben viele Ältere immer länger etwas von ihren Ruhestandsbezügen. Die Folgen sind gravierend: Kamen 2016 noch 48 Rentner auf 100 Beitragszahler, dürften es 2045 nach einer Modellrechnung der Deutschen Rentenversicherung 70 sein. Das lenkt den Blick auf das Rentenniveau und wie es zu stützen wäre.
Was ist überhaupt das Rentenniveau?
In der politischen Debatte dreht sich viel um das Rentenniveau. Es beschreibt, wie sich eine Standardrente nach 45 Beitragsjahren zum Entgelt eines Durchschnittsverdieners verhält. Wenn es sinkt, heißt das also nicht, dass die tatsächlich gezahlte Rente sinkt - sondern dass sie langsamer steigt als die Durchschnittsverdienste. So sank das Niveau zum Beispiel von 50,1 Prozent im Jahr 2011 auf 47,7 Prozent 2015 - zugleich stieg die Standardrente aber von 13.253 Euro auf 13.955 Euro im Jahr (Sozialabgaben abgezogen). Momentan liegt das Rentenniveau bei rund 48 Prozent und würde bis 2030 wohl auf 45,3 Prozent sinken - politische Eingriffe aber noch nicht einkalkuliert.