Schwedische Akademie Die Hüter des Literaturnobelpreises

Stockholm (dpa) - Es ist eine verschwiegene Truppe, die jedes Jahr im Oktober einen Literaten zum Nobelpreisträger kürt. Selbst der Tag, an dem der Name des Schriftstellers oder der Schriftstellerin genannt wird, bleibt bis kurz davor geheim.

Schwedische Akademie: Die Hüter des Literaturnobelpreises
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Heute ist es nun soweit. Wissenswertes rund um Auszeichnung und Auszeichnende in sieben Punkten:

NOBELS ERBE

Wie alle Nobelpreise hat auch der für Literatur seinen Ursprung im Testament des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel. Darin legt er fest, dass derjenige geehrt werden soll, der in der Literatur im jeweiligen Jahr „das Ausgezeichnetste in idealer Richtung“ hervorgebracht hat. Vergeben wird der Preis von der Schwedischen Akademie, überreicht an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, von Schwedens König Carl XVI. Gustaf in Stockholm.

DIE AKADEMIE

Als König Gustav III. die Schwedische Akademie 1786 gründete, sollte sie eigentlich 20 Mitglieder haben. Doch „die Achtzehn“ klang schöner, fand der Monarch. Die Aufgabe, über den Nobelpreisträger zu entscheiden, bekam die Akademie durch Nobels Testament 1896.

DIE 18 - sind in diesem Jahr nur 17

Traditionell entscheiden also 18 Männer und Frauen über den Preis. Es sind Schriftsteller, Historiker, Literaturwissenschaftler und Sprachforscher. In diesem Jahr allerdings ist ein Sitz der Akademie unbesetzt: Stuhl Nr. 9. Der Schriftsteller Torgny Lindgren, der diesen zuletzt innehatte, starb im März.

VERSCHWIEGENE UND PLAPPERMÄULER

Früher drang schon mal der Name eines Preisträgers zu Journalisten durch. Heute gilt die Schwedische Akademie als höchst verschwiegen. Sie hütet das Geheimnis wie ihren Augapfel. Über die Diskussionen bekommt man im Vorfeld nichts mit. Nominierungen bleiben 50 Jahre lang geheim.

QUALITÄT UND POPKULTUR

Darüber wurde im vergangenen Jahr viel diskutiert, als mit Bob Dylan kein klassischer Schriftsteller den Preis bekam. Arbeitet die Akademie an einer Erweiterung des Literaturbegriffs? Zuvor hatte man die Achtzehn mit Popkultur kaum beeindrucken können. Ob klassisch oder modern, eines haben die Entscheidungen gemein: Die Preisträger haben ein Werk geschaffen, nicht nur ein paar Bücher oder Gedichte veröffentlicht.

MORAL UND PROPORZ

Dass auch sie bei der Auswahl des Nobelpreisträgers eine Rolle spielen, wird immer wieder zurückgewiesen. Trotzdem spekulieren viele, dass nach Preisträgern aus Nordamerika, Asien und Europa in den vergangenen fünf Jahren jetzt mal ein Afrikaner oder Südamerikaner dran wäre.

ÜBERRASCHUNGEN

Nichts liebt die Jury mehr, als einen Preisträger aus dem Hut zu zaubern, den zuvor niemand auf dem Zettel hatte. Die ewigen Kandidaten, die wie der Japaner Haruki Murakami („Kafka am Strand“) Jahr für Jahr die Listen der großen Wettbüros anführen, sehen deshalb nur wenige am Ende auch wirklich vorn.

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