Hintergrund : Das Who is Who der Italien-Wahl
Rom (dpa) - Viele alte Namen, wenig neue Gesichter: Am 4. März wählt Italien ein neues Parlament. Ein Überblick über die wichtigsten Männer im Wahlkampf - Frauen sind Mangelware.
SILVIO BERLUSCONI: Keiner steht so stark für das „alte Italien“ wie er: Der mittlerweile 81-jährige Chef der konservativen Forza Italia könnte trotz seiner drei skandalgeprägten Amtszeiten mit seinem Mitte-Rechts-Bündnis triumphieren. Nach einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung darf Berlusconi allerdings bis 2019 keine politischen Ämter bekleiden - dagegen klagt er vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Berlusconi, der 2011 zurücktreten musste, sieht sich zu Unrecht von der Justiz verfolgt. Für Aufsehen sorgte der „Bunga Bunga“-Sexskandal und die „Ruby“-Affäre, bei der es um den Vorwurf der Beihilfe zur Prostitution von Minderjährigen sowie Amtsmissbrauch ging. Obwohl der Mailänder Multimillionär nach einer Herz-OP gesundheitlich angeschlagen ist, hat er in seiner Partei noch nicht Platz für einen Erben gemacht.
ANTONIO TAJANI: Der derzeitige EU-Parlamentspräsident ist Berlusconis Wunschkandidat für das Amt des Regierungschefs und gehört zu den Gründungsmitgliedern der Forza Italia. Der 64-jährige Jurist hat vor gut einem Jahr die Nachfolge des deutschen SPD-Politikers Martin Schulz im Europaparlament angetreten. Der gebürtige Römer war einst Berlusconis Pressesprecher. Zeitweise führte er die römische Redaktion der Mailänder Tageszeitung „Il Giornale“, die der Familie Berlusconi gehört. Früh wandte er sich Europa zu: Seit 1994 ist er EU-Abgeordneter. Er gilt als Mann, der offene Konflikte vermeidet und im Europaparlament weit weniger als sein Vorgänger Schulz polarisiert. Seine Amtszeit als Parlamentspräsident endet eigentlich erst im Mai 2019.
MATTEO SALVINI: Er ist Berlusconis Bündnispartner vom rechten Rand. Dem 44-Jährigen ist in der Migrationskrise eine erstaunliche Wiedergeburt der Partei Lega Nord gelungen. Seit 2013 steht er an der Spitze der Partei, die einst nur im Norden stark war. Er schlug einen fremdenfeindlicheren Kurs ein und wurde das Gesicht einer landesweiten rechten Bewegung. Bei der Wahl tritt die Partei erstmals als Lega an. Der Mailänder nennt den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban sein Vorbild, ist Trump- und AfD-Freund sowie Verbündeter von Frankreichs Front-National-Chefin Marine Le Pen. Im Wahlkampf lautete sein Slogan „Italiener zuerst“. Nach dem Abbruch seines Geschichtsstudiums arbeitete er als Journalist. Salvini ist Fan von Berlusconis Ex-Fußballclub AC Mailand.