Das Drama um die Nummer 2

Kandidatin für US-Vizepräsidentschaft ist unter Beschuss.

St. Paul. Beim Drama um die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin (44) ist kein Ende in Sicht. Zu den Vorwürfen des Machtmissbrauchs als Gouverneurin von Alaska sowie wachsender Kritik an der Urteilskraft einer Mutter, die trotz familiärer Probleme ihrer Karriere den Vorzug gibt, gesellen sich nun weitere peinliche Enthüllungen.

Am Freitag wurde McCains Nominierung der rebellischen Reformerin als brillianter Schachzug gelobt. Nun aber wachsen die Zweifel an der wichtigsten Personalentscheidung des "Maverick" (Einzelgänger) unter den Republikanern.

Zunächst wurde bekannt, dass die Gouverneurin sich einen Anwalt genommen hat, um sie in einem parlamentarischen Ermittlungsverfahren zu vertreten. Vorgeworfen wird Palin, aus persönlichen Gründen auf die Entlassung eines Polizisten, der ihr früherer Schwager war, gedrängt zu haben. Dann meldete eine Zeitung, dass ihr Mann wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden war - vor 20 Jahren. Zudem hatte er früher mit einer separatistischen Partei zusammengearbeitet, die Alaska aus den USA ausgliedern wollte.

Richtig persönlich wurde es dann mit der Enthüllung, dass Palins Tochter Bristol schwanger ist. Peinlich vor allem deswegen, weil das Mädchen 17 Jahre alt ist und zudem unverheiratet, ein grober Verstoß gegen die konservativen Prinzipien der streng christlichen Familie.

Völlig zu Recht wurden McCains Berater gefragt, ob sie denn die seinerzeit völlig unbekannte Gouverneurin sorgfältig genug unter die Lupe genommen hatten. "Ich glaube schon", meinte ein verunsicherter Arthur Culvahaouse, der von den Republikanern mit der Durchleuchtung von Palins Vergangenheit betraut worden war.

Drei Stunden lang habe Palin Rede und Antwort gestanden und nicht weniger als 70 Fragen schriftlich beantwortet, die sich unter anderem mit ihrem Sexualleben befassten. "Haben Sie jemals für Sex bezahlt?" oder "Haben Sie jemals Internetpornografie heruntergeladen?" wollten die Parteibosse wissen. "Wären wir mit den Antworten nicht zufrieden gewesen, dann hätte Senator McCain die Gouverneurin sicherlich nicht gewählt", stellte Culvahouse lakonisch fest.

Bis morgen Abend dauert der Parteikonvent. Also bleibt in dem langen Drama um die republikanische Nummer Zwei immer noch Zeit, die Antworten auf die 70 Fragen zu erfahren.

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