Arbeitstier und Provokateur : Das Alphatier Söder
München (dpa) - So wenig wie in den Tagen seit der Bundestagswahl hat man von Markus Söder (CSU) lange nicht in München gehört.
Für seine Verhältnisse ist der ehrgeizige Franke derzeit nur wenig in den Medien präsent, kurzerhand sagt er für Donnerstag gar ein lange geplantes Treffen mit Journalisten auf dem Oktoberfest ab. Als sich am Mittwoch die CSU-Landtagsfraktion zur großen Aussprache mit Seehofer im Landtag trifft, wählt Söder gar den Hintereingang.
Trotzdem ist Söder in aller Munde und dürfte auch bei CSU-Chef Horst Seehofer einen omnipräsenten Platz im Hinterkopf haben. Denn auch wenn es niemand offen ausspricht, sehen sowohl die Kritiker wie die Befürworter ihn als Rädelsführer der laufenden Revolte.
Die wenigen aktuellen Aussagen Söders wirken gut durchdacht, exakt austariert und bieten jede Menge Raum für Interpretationen: Im Nachhinein sei er sehr besorgt, schließlich habe Seehofer persönlich die Bundestagswahl ja als besonders wichtig für die Landtagswahl ausgerufen, sagte Söder etwa am Dienstag.
Ansonsten appelliert er an seinen Parteichef, mehr auf die Basis zu hören, empfiehlt ihm gar ein „hineinhorchen“ in die CSU-Gefilde, für die Söder als Nachfolger schon lange gesetzt ist. Auch wenn der im Januar 50 gewordene Nürnberger also bislang offene Angriffe auf Seehofer vermeidet, ist eines klar: Die „ehrliche Unterstützung“, die er ihm im April bis zur Wahl zusagte, hat keinen Tag länger gehalten.
Dabei hat Söder aus seinen Karriereplänen nie einen Hehl gemacht: In Bayern, und nur hier, will er für die CSU arbeiten. Er hat aber nicht irgendeinen Posten im Sinn, sondern die beiden großen: Parteichef und Ministerpräsident, beide seit 2008 in Seehofers Hand. „Ab 50 beginnt im Leben eines Mannes die Zeit der Ernte“, zitiert er gerne seinen Vater. Was das für ihn bedeute, werde die Zeit zeigen - persönlich wie politisch, sagte er Anfang des Jahres. Damals gingen sie in der CSU noch davon aus, dass Seehofer spätestens zur Landtagswahl 2018 in den Ruhestand geht, also ein friedlicher Übergang der Macht möglich wird. Der Wunsch ist längst Geschichte.