Brüsseler Terror-Brüder machten kriminelle Karriere

Brüssel (dpa) - Im Visier der belgischen Terrorfahnder stehen viele Bekannte und einige Unbekannte. So waren die Brüder El Bakraoui, zwei der Attentäter von Brüssel, als gewöhnliche Kriminelle verurteilt.

Die Bilder, die eine Überwachungskamera kurz vor den Explosionen im Airport aufnahm, zeigen einen der Brüder in der Mitte. Der Mann auf dem Bild links kam nach Angaben der Staatsanwaltschaft ebenfalls als Selbstmordattentäter ums Leben, der in der weißen Jacke flüchtete. Er hatte den größten Sprengsatz dabei.

Khalid El Bakraoui: Der 27-jährige Belgier zündete nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft die tödliche Bombe in der Brüsseler Metro. Er wurde den Angaben zufolge seit dem 11. Dezember 2015 mit internationalem und europäischem Haftbefehl wegen der Anschläge in Paris vom 13. November 2015 gesucht. Unter falscher Identität soll er für die Pariser Terrorgruppe ein Haus in Charleroi gemietet haben.

Auch die Wohnung im Brüsseler Stadtteil Forest, wo der 35-jährige Algerier Mohamed Belkaid bei einer Polizeiaktion vergangene Woche erschossen wurde und Salah Abdeslam sich aufgehalten haben soll, lief auf seinen Tarnnamen. Schon Anfang 2011 war er wegen gewaltsamer Überfälle auf Autobesitzer zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Ibrahim El Bakraoui: Der 29-Jährige, wie sein Bruder Khalid ein gebürtiger Brüsseler, zündete nach Angaben der Ermittler eine der Flughafen-Bomben und hinterließ ein Testament, in dem er seine Lage als ausweglos beschreibt. 2010 hatte ein Brüsseler Gericht ihn zu neun Jahren Haft verurteilt, weil er nach einem Überfall mit einer Kalaschnikow auf Polizisten gefeuert hatte. Er kam aber vorzeitig frei, verstieß gegen Bewährungsauflagen und wurde im Juni 2015 an der türkisch-syrischen Grenze festgenommen. Die Türkei informierte die belgischen Behörden, die El Bakraoui jedoch auf freiem Fuß ließen.

Najim Laachraoui: Der 24-Jährige war nach belgischen Medienangaben einer der Selbstmordattentäter am Flughafen und ist auf den Bildern der Überwachungskamera links zu sehen. Er wuchs im Brüsseler Stadtteil Schaerbeek auf, wo auch ein Unterschlupf der Attentäter vom Dienstag ausgehoben wurde. Er besuchte nach Medienangaben eine katholische Schule, deren Direktorin ihn als normalen Schüler beschrieb, und lernte anschließend Elektromechaniker. Im Februar 2013 soll er nach Syrien gereist sein und sich der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben. Anfang September 2015 kam er mit der falschen Identität Soufiane Kayal zusammen mit Salah Abdeslam und Mohamed Belkaid in eine Kontrolle an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich. Laachraouis DNA soll auf Sprengstoff gefunden worden sein, der bei den Anschlägen in Paris verwendet wurde.

Salah Abdeslam: Der 26-jährige Franzose nordafrikanischer Herkunft soll nach offiziellen Angaben die Pariser Anschlagsserie mit 130 Toten im November maßgeblich vorbereitet haben. Er ging den Fahndern nach 126 Tagen Flucht in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek ins Netz und sitzt nun unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in Untersuchungshaft in Brügge. Er verfügt nach Angaben seines Anwalts Sven Mary über Wissen von „unschätzbarem Wert“ zur Terrorszene und will nach den Brüsseler Anschlägen rasch an Frankreich ausgeliefert werden.

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