Gastronomiepapst : Bocuse machte Frankreichs Küche zum Exportschlager
Lyon (dpa) - Er war der „Papst der französischen Küche“, der Gastronomieführer „Gault&Millau“ nannte ihn „Koch des Jahrhunderts“. Sein Drei-Sterne-Tempel in Collonges-au-Mont-d'Or bei Lyon galt als Pilgerort für Gourmets aus aller Welt.
Paul Bocuse schlug in der französischen Spitzengastronomie so ziemlich alle Rekorde. Er wurde weit über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus zur Ikone der verfeinerten Lebensart mit exquisiten Speisen und Getränken. Nun starb „Monsieur Paul“, wie er von seinen Mitarbeitern ehrerbietig genannt wurde, hochbetagt im Alter von 91 Jahren.
„Man kann Paul Bocuse nicht ersetzen, er ist einzigartig“, sagte sein Sohn Jérôme einmal der Hochglanzzeitschrift „Paris Match“. Jérôme machte wohl auch deshalb Karriere in den USA, weit vom heimischen Herd entfernt. „Geh' in die Vereinigten Staaten“, habe der Vater zu ihm gesagt, als er 20 Jahre alt war. „Der Name Bocuse ist dort für dich einfacher zu tragen.“
Paul Bocuse stieg zu einem Star in Zeiten auf, als Gastronomie noch kein Modethema war. Er galt lange als Doyen der französischen Küche. „Paul Bocuse ist in den letzten 50 Jahren sicherlich in der Welt das Aushängeschild für Küchenkultur, für Hochküche und für Kulturprägung in der Küche“, resümierte einmal der deutsche Sterne-Koch Frank Rosin.
Bocuse gehörte zu den Vertretern der „Nouvelle Cuisine“, einer Bewegung damals junger Köche, die die französische Küche entstauben wollten. Einfache Zubereitung, frische Zutaten, Regionalität - das waren die Grundlinien. „Ich mag identifizierbare Gerichte mit Knochen und Gräten“, lautete das Credo des Spitzenkochs, dessen Stammrestaurant seit 1965 drei Sterne des Guide Michelin führt. „Ein wahrhaftiges Monument“ - so beschreibt der Michelin das Spitzenrestaurant.
„Bocuse hat den Mut gehabt, aus seiner Küche zu kommen“, erzählte Jean-François Mesplède, früherer Chef des Michelin-Restaurantführers, dem Magazin „L'Express“. „Er hat sich eine weiße Jacke mit seinem gestickten Namen machen lassen, mit einer hohen Kochmütze und einem Trikolore-Kragen, um seinen Titel des „Besten Handwerkers Frankreichs“ vorzuführen.“ Zum großen Restaurant gehört für Bocuse das Zelebrieren von Essen und Trinken, die perfekte Show.