Bahn nach Lokführerstreik aus dem Takt

Berlin (dpa) - Nach dem bundesweiten Streik der Lokführer fährt die Deutsche Bahn vielerorts noch nicht nach Plan. Kunden und Pendler müssen sich mindestens bis zum Mittag mit Zugausfällen und Verspätungen abfinden.

Bahn nach Lokführerstreik aus dem Takt
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„Im Laufe des Morgens wird versucht, wieder einen stabilen, wenn auch ausgedünnten Takt in den Regional- beziehungsweise S-Bahn-Verkehren herzustellen“, teilte die Bahn mit. Ausfälle und Verspätungen drohten weiterhin auch im Fernverkehr.

„Die Beeinträchtigungen können noch bis in den Tag hinein dauern“, betonte der Konzern. Erhebliche Einschränkungen gab es demnach in Ballungsgebieten wie Berlin, Hamburg, München und Stuttgart sowie in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Die Bahn hatte schon am Dienstagabend eine Liste mit mehr als 80 Fernzügen veröffentlicht, die wegen des Streiks ausfallen. Darunter sind auch Züge, die erst am späten Mittwochvormittag losfahren sollten. Dass es weiter Probleme gibt, liegt vor allem daran, dass nun Züge nicht dort stehen, wo sie um diese Zeit benötigt werden.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte den Ausstand um 6.00 Uhr nach neun Stunden für beendet erklärt. „Wir wissen auch, dass in der Nacht zwischen 80 und 90 Prozent Zugausfälle gewesen sind“, sagte der Vorsitzende Claus Weselsky im ARD-Morgenmagazin. „Aber die Leute haben reagiert, haben das Verkehrsmittel Eisenbahn gemieden, so dass wir am Ende des Tages einen guten Erfolg vermelden können.“

Auch in der Nacht gab es nach Bahn-Angaben die größten Schwierigkeiten in den Ballungsräumen - etwa bei den S-Bahnen und dem Regionalverkehr in Berlin, Hamburg, München sowie im Rhein-Main-Gebiet und in Köln und Nürnberg.

In Stuttgart traf es Besucher des Volksfestes Cannstatter Wasen, die nicht mit der S-Bahn nach Hause kamen. In Berlin ersetzten teilweise Busse die S-Bahn-Züge. Am Morgen rollte in Hamburg der S-Bahn-Verkehr nach Bahnangaben mit minimalen Beeinträchtigungen wieder an.

Nach Aussage einer Sprecherin gab es bundesweit keine größeren Zwischenfälle: „Die Reisenden waren sehr gut informiert. Deshalb blieb es an den Bahnhöfen ruhig.“

Weselsky sagte, man werde über weitere Streiks entscheiden, wenn die Bahn ihre Blockadehaltung nicht aufgebe. Einen unbefristeten Streik schloss er aber aus. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber nannte Streiks dagegen „überflüssig, verantwortungslos und ohne jedes Gespür für die derzeitige Situation“. Im Bayerischen Rundfunk kritisierte er die Haltung der Gewerkschaft: „Die GDL lehnt inzwischen jegliche Gespräche ab.“

Außer den Lokführern waren auch Zugbegleiter, Bordgastronomen und Disponenten zu dem Streik aufgerufen. Die Lokführer-Gewerkschaft kämpft dafür, auch für diese Kollegen Tarifverhandlungen führen zu können. Sie verlangt für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit.

In der vergangenen Woche hatten 91 Prozent der bei der Bahn angestellten GDL-Mitglieder in einer Urabstimmung für einen Arbeitskampf votiert. Zuvor hatte es zwei Warnstreiks gegeben.

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