Auf Hüten der Queen „blüht“ zuweilen Sächsisches

Wallroda (dpa) - Fliederfarbenes beim Papst, goldgelbe Dior-Rosen zur Traumhochzeit oder Klatschmohn beim Staatsbesuch: Die Hüte der englischen Königin schmücken oft auch Blüten aus Sachsen.

Auf Hüten der Queen „blüht“ zuweilen Sächsisches
Foto: dpa

Allerdings weiß Elizabeth II. das wohl gar nicht, sagt Gerald Steyer (72), Eigentümer der gleichnamigen Kunstblumenmanufaktur in Wallroda, nordöstlich von Dresden.

Er und seine Frau Heide (71) beliefern seit Jahrzehnten lediglich die Hutmacher, die auch für das britische Königshaus arbeiten, und nicht den Hof direkt. So werden die Steyer-Kreationen „Made in Saxony“ (Hergestellt in Sachsen) auch bei Pferderennen, Festlichkeiten oder Staatsbesuchen zur Schau getragen.

Blumen, Blütenranken, Federensembles in zarten und kräftigen Farben, aus edlen Stoffen und kostbaren Federn, entstehen in einem sanierten Bauernhof - mit Kamelie und Rosenbüschen vor den Fenstern. „Wir wissen nicht, welche davon die Queen bekommt“, sagt Gerald Steyer. Denn die Auftraggeber seien sehr verschwiegen.

Was sie trägt, sehen er und seine Frau Heide erst hinterher. Zweimal im Jahr fahren die Unternehmer nach London, wo sich auch die Stylistin der Queen ihre Ausstellung ansehe. „Und wir sind bei vier Modemessen in Paris“, erzählt Heide Steyer.

Die Wallrodaer Blumenmacher stanzen, färben, formen und kleben auch Arrangements für Marken wie Valentino, Dior, Escada, Talbot Runhof, Dries van Noten und Wunderkind: zart oder knallig, klassisch oder exotisch, opulent oder puristisch - und täuschend echt. Die filigranen Blüten und Gebilde aus Gänse-, Marabu- oder Hahnenfedern zieren auch Braut-, Abend-, und Cocktail-Kleider, Kostüme oder Schuhe. Sie werden in alle Welt verschickt.

Steyers blumige Karriere begann 1970 in Berlin (West) mit Übernahme der Produktion der Firma Morgenstern. 1998 verguckten sie sich in den Hof in Wallroda. „Wir zogen quasi zu den Fachkräften“, sagt der Chef. Schon bei ihrer ersten Modemesse 1999 in Paris seien sie großen Designern aufgefallen, seitdem sei ihre Blumenkunst auf Laufstegen und Magazin-Titelblättern präsent, die „Vogue“-Magazine orderten beispielsweise regelmäßig für Fotostrecken.

Auch Theater und Film setzen demnach auf Steyer-Blumen. So schmückten sie schon Hüte im Film „Titanic“ oder in der britischen Fernsehserie „Downton Abbey“. Und die Steyers machten ihre Blumen zudem bei deutschen Promis aus: So trug TV-Moderatorin Sabine Christiansen sie beim Jawort im Haar und Ex-Schwimmerin Franziska van Almsick bei der Fürstenhochzeit in Monaco. Kreativer Stillstand sei Gift, sagt Gerald Steyer mit Verweis auf die jüngste Novität: Blumen aus Mikroholz. „Das wäre was für Herzogin Kate“, meint seine Frau.

Londoner Hutmacher setzen seit Jahren auf die Kreationen aus Wallroda. „Sie haben schöne Blumen“, sagt Rachel Trevor-Morgan, die auch für die Royals arbeitet. „Ich schätze ihre Handwerkskunst und ihren Einfallsreichtum.“ Die Kunst des Blumenbindens sei sehr speziell und die Steyers hätten einen exzellenten Ruf.

Bei William und Kates Hochzeit sollen es 45 sächsische Kreationen auf Damenhüten gewesen sein und auch beim Ladies Day in Ascot sind die handgefertigten Schönheiten stets in der Royal Loge auszumachen, wie die Steyers stolz sagen. Auch die niederländische Königin Máxima und die Queen-Schwiegertochter haben sie als Trägerinnen beobachtet: „Camilla trug im Standesamt eine Federkreation von uns.“

Bei der diesjährigen Geburtstagsparade der Queen sahen die Steyers jedoch nichts von sich: „Da waren wir ein bisschen enttäuscht.“ Königin Elizabeth II. (89) kann das aber schnell wieder gut machen - bei ihrem Deutschland-Besuch diese Woche. Da schauen die Steyers genau hin, bevor es in den Urlaub geht - ins Blütenparadies Hawaii.

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