Analyse: Sarkozy und die Affären
Paris (dpa) - Der Abstand bei der Nutzung der Begriffe Sarkozy und Affäre wird in Frankreich zunehmend geringer. Mehr als ein halbes Dutzend Untersuchungen, Verfahren, Ermittlungen stehen mehr oder weniger direkt im Zusammenhang mit dem Namen des früheren Präsidenten.
Am Dienstag schaffte der 59-Jährige ein juristisches Novum: Als erster Ex-Präsident saß er in Polizeigewahrsam.
Es ist ein schwerer Schlag nicht nur für die politischen Ambitionen des ambitionierten Politikers: Der Fall ist auch Wasser auf die Mühlen der rechtsradikalen Partei Front National (FN), die bereits aus der Europawahl als stärkste politische Kraft Frankreichs hervorgegangen war. Wenn FN-Chefin Marine Le Pen gegen die „politische Klasse“ zu Felde zieht, dann immer wieder mit dem Vorwurf der Korruption. Das Verhör Sarkozys scheint ihr Recht zu geben.
Diesmal soll Sarkozy nicht Geld angenommen, sondern einen Beamten mit Karriereversprechen bestochen haben. Wie bei anderen Affären bestreitet er die Vorwürfe. Im konservativen „Figaro“ warf er den Ermittlern im Laufe des Verfahrens sogar vor, Stasi-Methoden anzuwenden.
Zuvor war bekanntgeworden, dass Gespräche Sarkozys über Monate abgehört wurden. So soll Sarkozy Ermittler, von denen er in einer anderen, aber damit zusammenhängenden Affäre lange vernommen worden war, als „Bastarde von Bordeaux“ bezeichnet haben.
Es scheint kaum ein Monat zu vergehen, in dem nicht neue Ermittlungen oder weitere Details bekanntwerden. Untersucht wird etwa, ob der Wahlkampf Sarkozys 2007 vom libyschen Regime unterstützt wurde. Überhaupt spielt Geld bei den Ermittlungen meist eine Rolle. Es geht um Vorteile für Sarkozy-Unterstützer, fiktive Rechnungen, ungenannte Kosten oder Aufträge an Nahestehende.