2010 bislang verlustreichstes Jahr für Isaf

Kabul (dpa) - Für die ausländischen Truppen war das neunte Jahr ihres Einsatzes am Hindukusch das bislang verlustreichste.

Nach Angaben des unabhängigen Internetdienstes icasualties.org starben bislang mehr als 690 Soldaten in Afghanistan, etwa 620 davon bei gewaltsamen Zwischenfällen („Hostile Fatalities“), die anderen etwa bei Unfällen („Non-Hostile Fatalities“). Acht Bundeswehr-Soldaten kamen 2010 bei Anschlägen und Gefechten in Afghanistan ums Leben - so viele wie in keinem anderen Jahr zuvor. Bei einem Unfall starb am Freitag ein weiterer Bundeswehrsoldat.

Drei Deutsche wurden am Karfreitag in einem Hinterhalt der Taliban in der nordafghanischen Provinz Kundus getötet. Keine zwei Wochen später fielen vier Bundeswehr-Soldaten bei einem Gefecht mit Aufständischen in der Nachbarprovinz Baghlan. Am 7. Oktober - dem neunten Jahrestag des Kriegsbeginns - riss ein Selbstmordattentäter einen Deutschen in Baghlan mit in den Tod. Damit kostete der Einsatz am Hindukusch bisher insgesamt 45 Bundeswehr-Soldaten das Leben. Von ihnen starben 27 bei Anschlägen und Gefechten.

Mit dem deutlichen Aufstocken der Internationalen Schutztruppe Isaf auf inzwischen mehr als 130 000 Männer und Frauen stieg auch die Zahl der gewaltsam oder bei Unfällen getöteten Soldaten. 2007 war das erste volle Jahr, in dem die zuerst nur auf die Hauptstadt Kabul begrenzte Isaf in ganz Afghanistan operierte. Damals waren laut icasualties.org 226 Todesopfer zu beklagen - weniger als ein Drittel der bislang über 690 Toten in diesem Jahr. 2008 stieg diese Zahl auf 293, im vergangenen Jahr sprang sie auf 510.

Die Nato-geführte Isaf verlor seit Jahresbeginn nach eigenen Angaben 674 Soldaten, 615 davon bei Anschlägen und Gefechten. Im Vorjahr lag die Gesamtzahl bei 506. In den etwas höheren Zahlen von icasualties.org sind auch ausländische Sicherheitskräfte erfasst, die nicht unter Isaf-Mandat operieren.

Die mit Abstand schwersten Verluste haben erneut die Amerikaner zu beklagen, die das weitaus größte Isaf-Kontingent stellen. Sie verloren 2010 laut icasualties.org insgesamt mehr als 480 Soldaten in Afghanistan, gefolgt von den Briten mit mehr als 100 Todesopfern. Seit Beginn des Einsatzes Ende 2001 starben nach Zählung von icasualties.org mehr aus 2180 ausländische Sicherheitskräfte in Afghanistan.

Weitaus größere Verluste als die internationalen Truppen haben 2010 wieder die afghanischen Sicherheitskräfte verzeichnet. Exakte Zahlen lagen nicht vor. Auch die Taliban verloren viele Kämpfer, wie viele genau getötet wurden, blieb unklar. Die Zahl der zivilen Opfer stieg weiter an: Alleine im ersten Halbjahr 2010 kostete der Konflikt nach UN-Angaben 1271 Unbeteiligte das Leben - ein Anstieg von 21 Prozent verglichen zum Vorjahreszeitraum. Für die allermeisten zivilen Opfer waren die Aufständischen verantwortlich.

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