Grifflenberg. Studenten bauen ein Boot aus Beton

Grifflenberg. · Bauingenieure der Bergischen Uni wollen das Fahrzeug im Juni im Neckar schwimmen lassen.

 Die Wuppertaler Bauingenieure beim Entschalen der Gußform. Der feine Beton wurde zuvor zwischen die beiden Formen aus Holz gegossen. Anschließend muss er noch weiter getrocknet werden.

Die Wuppertaler Bauingenieure beim Entschalen der Gußform. Der feine Beton wurde zuvor zwischen die beiden Formen aus Holz gegossen. Anschließend muss er noch weiter getrocknet werden.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Es ist ein spannender Moment, denn die Arbeit von knapp einem Jahr wird nun Gestalt annehmen. Vorsichtig entfernen die Studenten des Bauingenieurwesen der Universität Wuppertal die Innenschale aus ihrem Boot. Seit Monaten haben sie an der Umsetzung getüftelt, nun können sie das Ergebnis in Augenschein nehmen.

In einem leichten Grün liegt das Betonboot noch in der Außenschale. „Das Besondere hierbei ist, dass wir zweischalig gearbeitet haben“ erklärt Fabian Benger. Zuerst wurde eine Außenform aus Holz angefertigt und ausgekleidet. Zwischen diese und eine kleinere Innenform wurde drei Tage zuvor der Beton gegossen. „ Es war nur reiner Zement ohne Körnung und Einschlüsse“ so Timon Buchmayer. Die Konsistent war sehr flüssig, fast wie Wasser und konnte gut mit Trichtern eingefüllt werden. Bei der einschaligen Methode gab es die Überlegung diese mit betongetränkten Vliesen auszukleiden, doch die zweischalige Variante setzt sich in der Abstimmung durch.

Die Wände sind nur sechs Millimeter dick

Nur sechs Millimeter dick ist das Betonboot und wiegt 130 Kilogramm. Die nächsten zwei Wochen wird es weiter aushärten. Dazu muss es mit Tüchern und Folie feucht gehalten werden. Fast fünf Meter lang und an seiner breitesten Stelle 80 Zentimeter breit sind seine Maße. 20 Studenten im Bachelorstudiengang haben sich mit der Umsetzung beschäftigt. Einige haben sich um Sponsoren gekümmert, ohne die so ein Projekt nicht stattfinden kann, andere sind für Form und Design zuständig. „Es gab auch Überlegungen, das Boot in Form einer Schwebebahn zu gestalten“ erzählt Niklas Brutscheid. Entschieden hat man sich dann für eine klassische Form, schmal und langgestreckt, die an ein Indianerkanu erinnert.

Eingesetzt werden soll es am letzten Juniwochenende auf dem Neckar in Heilbronn. Hier findet zum 17. Mal die Beton-Kanu Regatta statt. Europaweit nehmen Studenten von Universitäten, Fachhochschulen und anderen Institutionen, an denen Betontechnik gelehrt wird, daran teil.

Sie alle standen vor der Aufgaben die Festigkeit und Wasserdichtheit der Baustoffe so in der Kanukonstruktion zu nutzen, dass leichte und gleichzeitig robuste Kanus entstehen mit denen dann auch noch gewonnen werden soll. Und das nur bei wenigen Millimeter dicken Bootswänden. Dabei zählt nicht allein die sportliche Leistung. Bei Entwurf, Bau, Transport und Rennen sind Phantasie, Engagement und vor allem auch Teamwork gefragt. Auch die Kreativität bei der Bootgestaltung oder besonders originelle Mannschaftsauftritte bekommen Punkte. Alle zwei Jahre veranstaltet das InformationsZentrum Beton im Auftrag der deutschen Zement- und Betonindustrie die Betonkanu-Regatta.

Der Bootsname steht noch nicht fest

Das Wuppertaler Boot wird mit zwei Mann besetzt werden. „Wir müssen noch entscheiden ob sie im Boot knien oder sitzen werden“ erzählt Benger. Fehlt nur noch ein passender Name. Daran wird noch gemeinschaftlich überlegt.

Erste Wasserfahrzeuge in Betonbauweise stellte der Franzose Joseph-Louis Lambot bereits Mitte des 19. Jahrhunderts her.

Auch für den Worst Case haben die Wuppertaler Studenten Vorsorge getroffen. „Sollte das Boot sinken oder auseinander brechen müssen wir es mit Auftriebskörpern für die Bergung sichern“ erzählt Bengen. Diese müssen noch designt werden. Vielleicht findet sich hier Tuffi oder die Schwebebahn wieder.

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