Projekt in Bergisch Neukirchen Stadt lehnt Klimaschutzsiedlung ab

Bergisch Neukirchen · Die Projektentwickler sind entsetzt über die Einschätzung der Verwaltung zum Vorhaben an der Hüscheider Straße, weisen auf ein zähes Verfahren und Fehler im Beratungspapier hin. Ihr Eindruck: Die Stadt will das Projekt nicht.

An der Hüscheider Straße soll eine „Klimaschutzsiedlung“ entstehen. Die Energie für die geplanten 15 frei­stehenden Einfamilienhäuser wollen die Investoren der Firma Kleinpoppen Projekte aus Solaranlagen, Erdwärme und Ökostrom gewinnen. Die Stadt lehnt das Vorhaben ab. Das Verkehrskonzept der Zufahrt über die Hüscheider Straße sei nicht akzeptabel, die fachliche Leistungsfähigkeit der Bauherren nicht nachgewiesen. Die privaten Unternehmer reagierten entsetzt auf diese Einschätzung, da sie seit 25 beziehungsweise 30 Jahren führend und mit eigenen Firmen im Bauwesen und im Bereich Erneuerbare Energeien arbeiten. Sie werfen der Stadt fehlerhaftes Arbeiten vor.

„Wir sind auf das Grundstück in Bergisch Neukirchen gestoßen, wo wir die Siedlung in aufgelockerter Bebauung verwirklichen wollen“, sagt André Kleinpoppen. Es geht um ein rund 10.000 Quadratmeter großes Areal am Ende der Hüscheider Straße, das laut Stadt-Unterlage zwei Eigentümern (einmal 5700 Quadratmeter, einmal 4300) gehört. Die Fläche ist von der Stadt als „Bauland-Potenzialfläche“ ausgewiesen. Pro Haus soll das jeweilige Grundstück 600 Quadratmeter groß sein und über zwei Stellplätze verfügen. Die Entwickler rechnen mit etwa 45 Bewohnern. „Wir machen die Erschließung, parzellieren und verkaufen die Grundstücke“, erläutert Michael Schäfer von Kleinpoppen Projekte. Die Interessenten verpflichten sich, in der vorgegebenen ökologischen Weise zu bauen. „Das Thema Klimaschutz liegt uns so am Herzen, dass wir sagen, es ist mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach nicht getan“, betont Kleinpoppen. Es geht darum, dass die Siedlung ihren eigenen Strom produziert und noch darüber hinaus, es geht um ökologische Baustoffe und einiges mehr.“ Unter anderem in Odenthal hat die Firma eine solche Siedlung umgesetzt, bald beginnen Erschließungsarbeiten zu einer weiteren.

In Leverkusen haben Kleinpoppen und Schäfer das Gefühl, bei der Stadt auf Granit zu beißen. Vor mehr als einem Jahr hat das Unternehmen vorgesprochen, „da hieß es von der Stadt, man finde das gut, wir sollten uns das Grundstück sichern“. So geschehen. Dann habe die Stadt ein Verkehrsgutachten gefordert. Auch das ließen die Entwickler anfertigen, es sei nach Referenzen gefragt worden. Kleinpoppen reichte nach eigenen Angaben diese für den Wohnungsbau und auch für Solarprojekte ein. Die Stadt habe noch mehr Referenzen gefordert, dazu Informationen über bisherige Zusammenarbeiten mit Stadtplanern, weitere Unterlagen. Das Ganze sei zäh verlaufen. „Alles in allem haben wir den Eindruck, die Stadt will das Projekt nicht“, sagen Kleinpoppen und Schäfer.

In der Vorlage für die Politik heiße es denn fälschlicherweise, der Begriff Klimaschutzsiedlung sei nicht im Sinne der Klimschutzsiedlungen der EnergieAgentur.NRW verwendet worden. „Die Voraussetzungen für eine Klimaschutzsiedlung entsprechend dem offiziellen Planungsleitfaden sind nicht erkennbar.“ Kleinpoppen und Schäfer ärgert das. Sie sagen: „Für die Klimaschutzsiedlung im Sinne der EnergieAgentur.NRW braucht es formal 20 Häuser. Das ist das Einzige, was wir nicht bieten können, weil wir in Hüscheid keine so dichte Versiegelung wollen. Ansonsten übererfüllen wir die Voraussetzungen, etwa bei den Wärmedämmstandards“, betont Schäfer. Mit dem Projekt könne Leverkusen zeigen, dass Stadt und Politik wirklich etwas in Sachen Klimaschutz tun wollen.  Die Projektentwickler sind in der Politik vorstellig geworden. „In den Fraktionen, die wir besucht haben, bekamen wir sehr positive Rückmeldungen“, resümieren die Geschäftsführer.  Dagegen steht die Vorlage der Stadt, die vorschlägt,  das Projekt solle vorerst noch nicht verfolgt werden.

André Kleinpoppen sagt: „Wenn die Politik das Ganze verschiebt, dann ist das Projekt kaputt. Das machen auch die Verkäufer nicht mit.“ Im Kaufvertrag sei eine Rücktrittsklausel festgehalten. Michael Schäfer appelliert an die Politik: „Wir wünschen uns gerade von den großen Parteien, dass sie das Thema Klimaschutz auch praktisch ernst nehmen.“

Der Bauausschuss entscheidet am Montag, ob ein Bebauungsplanverfahren gestartet wird.

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