Nachruf Zum Tod der Triathletin Julia Viellehner: Es tut weh

Triathletin Julia Viellehner stirbt nach einem Unfall. Noch immer ist die Meldung daüber einer der meistgelesenen Artikel auf unserer Seite. Ihr Tod ist schwer zu begreifen — findet unsere Autorin Dagmar Wienke, die Julia Viellehner kannte. Ein Nachruf.

So kannten ihre Weggefährten Julia Viellehner. Die Sportlerin hatte eine Fröhlichkeit, die tief aus dem Herzen kam.

So kannten ihre Weggefährten Julia Viellehner. Die Sportlerin hatte eine Fröhlichkeit, die tief aus dem Herzen kam.

Foto: Dagmar Wienke/Archiv 2014

Düsseldorf. Erst die Meldung über ihren schrecklichen Radunfall in Italien, als sie beim Training von einem LKW erfasst wurde, dann eine Woche später die traurige Nachricht über den viel zu frühen Tod der 31-jährigen Triathletin Julia Viellehner. Die Sportgemeinschaft ist noch immer unter Schock. Viele ihrer Weggefährten fanden erst ein paar Tage später nachdenkliche und bewegende Worte, so wie die ehemalige Marathonläuferin Susanne Hahn.

Manche aber sind noch immer sprachlos. Sabrina Mockenhaupt, die sonst sehr offen und ehrlich die Facebook-Gemeinschaft an ihrem Läuferleben teilhaben lässt, ist tief erschüttert, schafft es gerade noch unter dem Eintrag von Susanne Hahn „Geht mir genauso“ zu schreiben und zieht sich erst einmal zurück, um das plötzliche Verschwinden von Julia zu verarbeiten

Und so geht es wohl allen, die sie kennenlernen durften. Dass Julia nicht mehr da ist, ist schwer zu begreifen. Nie wieder wird sie uns mit ihrer Fröhlichkeit anstecken, nie wieder uns an ihre Lebensfreude teilhaben lassen und nie wieder werden wir sie als faire Sportlerin ins Ziel kommen sehen.

Ihr Lebensgefährte Tom Stecher überbrachte am 22. Mai auf Facebook die traurige Nachricht mit einem Foto von Julia, dass sie mit einem erlösten Lächeln im Ziel zeigt. So möchten wir uns Julia vorstellen. Erlöst und mit einem immerwährenden Strahlen, das tief aus der Seele kommt. Dort drüben auf der anderen Seite. Doch diese Vorstellung gelingt nicht, wird verdrängt. Stattdessen schreit es: „Das darf nicht wahr sein.“

Wer meint, dass er sich mit dem Tod auseinandergesetzt hat, und die Frage nach dem Warum schon längst hinter sich gelassen hat, weil der Tod zum Leben dazugehört, der wird plötzlich eines Besseren belehrt. Dieses „Warum Julia“ ist so irrational, weil es darauf nie eine Antwort geben wird und doch brüllt diese Frage die ersten Tage im Gehirn. Mittlerweile mäandert sie etwas stiller in den Gehirnwindungen und taucht wieder auf, wenn man denkt, es wird langsam besser. Doch dann ist er wieder da, der Schmerz über diese tief klaffende Wunde, die Julias früher Tod hinterlassen hat.

Im alltäglichen Räderwerk hat sich diese Nachricht wie ein Knüppel verklemmt. Jetzt ächzt und knirscht es. Julias Tod macht nachdenklich. Sinnfragen tauchen auf und rütteln das Selbstverständliche durcheinander.

Julia Viellehner war kein Mensch, der sich in den Vordergrund drängte und doch hat sie viele Menschen bewegt, weil ihre Fröhlichkeit echt war, weil sie Lebensfreude pur war, weil Julia Viellehner einfach sie selbst war.

Sie war ein Vorbild für viele Sportler, weil sie auch eine Kämpferin war und trotz Rückschlägen, den Sport nicht aufgegeben hat. Mit 14 Jahren begann sie mit dem Leistungssport. Zuerst war sie als Leichtathletin auf der Mittelstrecke unterwegs, später dann die Langstrecke bis zum Marathon. Sie war erfolgreich und sammelte Meistertitel. Verletzungen warfen sie aber immer wieder zurück. Doch sie gab nicht auf. In diesen Verletzungsphasen hat sie Rad- und Schwimmtraining als Alternativsport absolviert, was sie dann 2010 letztendlich zum Triathlon brachte. War sie vorher eher eine verbissene Sportlerin, so brachte der Wechsel zum Triathlon den Spaß am Sport wieder zurück. Seitdem wirkte Julia lockere und entspannter. Sport, das war ihr Leben.

Als die Nachricht über den Unfall kam, hofften alle, dass sie auch diesen Kampf gewinnen und sie wieder im Ziel lächeln würde. Das sollte nicht sein. „Die Ärzte haben nichts unversucht gelassen und Julia hat all eure Unterstützung gespürt und auch gebraucht. Bereits kurz nach dem Unfall waren Rettungssanitäter vor Ort und linderten ihren physischen Schmerz, so dass sie auf Ihrem weiteren Weg auch nicht unnötig leiden musste! Wir können sie alle so in Erinnerung behalten wie sie war", schrieb ihr Lebensgefährte Tom Stecher auf Facebook.

Es sind tröstende und bewegende Worte, die den unsagbaren Schmerz lindern. Aber, nichts ist mehr, wie es vorher war. Julia fehlt.

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