Zäher Wettkampf

Marcel Grzanna lebt seit einem Jahr in Peking und beobachtet für uns die olympische Szene vor Ort.

Peking. Neulich ließen ein paar chinesische Teenager in einem Restaurant überschüssige Energie aneinander aus, indem sie mit der Faust auf die flache Hand des Freundes boxten.

Martialisch verzogen sie dabei das Gesicht und gaben ein hysterisch triumphierendes Lachen von sich, wenn der Getroffene vor Schmerz aufjaulte. Zwischendurch griffen die Jungs brav mit ihren Essstäbchen nach kalten Spinatblättern mit Erdnüssen und Knoblauch. Ein solche Szene hätte sich auch in einer Pommesbude in Bottrop-Fuhlenbrock abspielen können.

Es hätte lediglich Fritten statt Spinat gegeben. Das Gehabe von Jugendlichen aber ist weltweit das gleiche. Das männliche Kräftemessen setzt sich in China auch im fortgeschrittenen Alter fort: auf anderer Ebene.

Es ist nicht bewiesen, aber offenbar geschieht dies mit der Länge des Titels, den jemand beruflich bekleidet. Da trafen also kürzlich bei einer Pressekonferenz auf dem Podest mehrere Herren aufeinander. Bis kurz vor Schluss vorne lag der "Deputy Director-General of Beijing Municipal Environmental Protection Bureau".

Doch der hatte die Rechnung ohne Herrn Xu gemacht. Der ist nämlich laut Programm der "Chief Engineer and Director of Shooting Department of Olympic Venue & Nationalteam Training Facilities Construction Management Office of General Administration of Sports in China". Man hätte Herrn Xu nicht verübeln können, wenn er aufgesprungen wäre und gebrüllt hätte: "Ich hab’ den Längsten!"

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