Dokumentarfilm über FC Liverpool „You’ll never walk alone“: Eine Hymne, ein Gefühl — und jetzt ein Film

„You’ll never walk alone“: Ein Dokumentarfilm zeigt, was dieser Song für Liverpool bedeutet — und umgekehrt.

Dokumentarfilm über FC Liverpool: „You’ll never walk alone“: Eine Hymne, ein Gefühl — und jetzt ein Film
Foto: Witters

Reutlingen. Nicht angefasst zu sein, geht gar nicht. Ganz tief drin. Wo die Seele ist. „You’ll Never Walk Alone“, das ist nicht nur die Hymne aller Hymnen, das ist, wenn Liverpools legendärer Stadionsprecher George Sephton in dem Dokumentarfilm von Regisseur André Schäfer, der jetzt in Deutschland in den Kinos läuft, den Klängen der Pacemakers lauscht und nach dem letzten Ton ganz leise sagt: „Two Minutes und thirty eight seconds, pure Magic.“

Blende. Campino von den Toten Hosen, bekennender Fan der Reds, und Joachim Król, bekennender Fan von Schwarz-Gelb BVB, sitzen auf der Stadiontribüne The Kop und schauen versonnen auf den Rasen von Anfield. Blende. Und dann singen die Fans von Liverpool. Wer auch nur einmal in seinem Leben in diesem legendären Stadion war, weiß, wie das ist. Wenn die Tränen kommen. Man sich nicht dagegen wehren kann. Und man lauthals mitsingt, den Schal in der Hand, neben einem, den man nicht kennt, in dem man aber sofort den Freund sieht. Weil es einfach nur Gefühl ist.

Es wird klar, was dieses Lied, das John Lennon despektierlich „eine Stulle Schmalz“ nannte, auslöst. Ohrenbetäubende Stille. Kein Kicker, kein Fan dieser Welt, kann sich der Hymne entziehen. Dieses Lied kann aus einem 0:3 ein 3:3 machen wie beim Champions League-Wunder des FC Liverpool gegen den AC Mailand, dieses Lied kann die Erinnerung an 96 Todesopfer der Stadionkatastrophe von Hillsborough 1989 schmerzlichst fühlbar machen, dieses Lied nimmt dich mit, es erschüttert dich und lässt dich trotzdem hoffen auf bessere Zeiten: Walk on, walk on with Hope in Your Heart.

Króls Spurensuche in Schäfers Film ist eine Hommage an die Macht von Fußball und Musik. Król macht sich auf die Suche nach der Geschichte des Liedes. Gerard „Gerry“ Marsden, der Sänger von Gerry and The Pacemakers, die das Lied 1963 in die englischen Charts brachten, vergisst nie den Moment, wo es erstmals in Anfield gespielt wird, weil damals die Charts immer in den englischen Stadien gespielt wurden. Und das Lied von den Fans auf The Kop sofort angenommen und mitgesungen wird, es war, wie selbstverständlich, die Geburt einer Legende. Seit Hillsborough 1989 ist die Liedzeile Bestandteil des Vereinswappens der Reds. Marsden hatte das Lied 1963 gegen den Widerstand von Brian Epstein durchgesetzt, der damals die Beatles und die Pacemakers managte.

Gerry spielte das Lied erstmals im legendären Cavern Club, die Wirkung war durchschlagend, die Geburt einer Hymne, die eigentlich ein Musical-Schmachtfetzen war, den die jüdischen Giganten Richard Rodgers und Oscar Hammerstein für den Broadway schrieben, für „Carousel“, der Musical-Fassung von „Liliom“, ein Theaterstück des ungarischen Schriftstellers Ferenc Molnár aus dem Jahre 1909.

Als das Stück in Budapest uraufgeführt wird, wird am Borsigplatz in Dortmund Borussia Dortmund gegründet. Die Welt ist so klein. Und die Hymne so groß: Kevin Keegan, Bill Shankley, Kenny Daglish, Ian Rush, Bob Paisley oder Steven Gerrard, die Merseyside-Ikonen, sie alle wissen, warum.

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