WM-Kampf: Pomp und Halleluja im Klitschko-Imperium

Vitali Klitschko verteidigt seinen Titel gegen einen überforderten Albert Sosnowski.

Gelsenkirchen. Er wollte einfach nicht mehr da sitzen und zuhören, was Vitali Klitschko über sich, seine Stärken, seine Größe und über die Zukunft des Klitschko-Imperiums erzählte. Albert Sosnowski, der Europameister aus Polen, war klein geschrumpft. Er wollte einfach nur weg.

Er benötigte Eis, um die Schwellungen zu kühlen. Klitschkos Schläge trafen diesen wackeren, aber chancenlosen Kämpfer bis in die zehnte Runde hinein unerbittlich. Bis Sosnowski nach einer Schlag-Kombination in seiner Ecke zusammensackte.

Ringrichter Jay Nady aus den USA brach das Duell sofort ab. Offizielles Urteil: technischer K.o. Wenig später gipfelte Klitschkos sechste erfolgreiche Titelverteidigung im Schwergewicht des Weltverbandes WBC in einem rot-gelben Konfetti-Regen vor 42.000 Zuschauern in der Schalker Arena.

Albert Sosnowski kann sich mit dem Umstand trösten, auch als Fernsehstar in Polen Geld zu verdienen. Und vielleicht wird er in seiner Show "Kuchnia boksu" (Die Boxküche), in der er Boxkämpfe analysiert, irgendwann auch mal diesen WM-Kampf unter die Lupe nehmen. Dann bräuchte er sich nicht mehr als denjenigen preisen, der sein Versprechen eingelöst habe und im Ring nicht weggelaufen sei.

So etwas macht man ja auch nicht vor einer solch imposanten Kulisse. Und doch wirkte er so, als verlasse ihn von Runde zu Runde zusehends der Mut. Gezeichnet von einem Wirkungstreffer Klitschkos in der neunten Runde, demütigte dieser Sosnowski mit ausgestrecktem Arm in dessen Ecke zeigend. "Er muss sich ausruhen, Kraft nehmen", sagte Klitschko später zu seiner Geste.

Der WM-Kampf in Gelsenkirchen ist erneuter Beleg für die drohende Langeweile im Schwergewichtsboxen. Box-Weltmeister Henry Maske drückte das so aus: "Vitali und Wladimir brauchen Gegner, die ihnen klar machen, dass sie aufhören müssen." Aber es sei keiner da außer David Haye, Weltmeister der WBA im Schwergewicht, und Alexander Powetkin. Aber der brauche noch Zeit, ein, zwei Jahre.

Die Zeiten, als die Klitschkos noch verloren, scheinen aus einer anderen Ära zu stammen. Die Klitschkos sind so groß wie sonst niemand in diesem Box-Universum. Vor einem Jahr boxte Waldimir vor 61.000 auf Schalke, vor zwei Monaten kamen 50.000 nach Düsseldorf, jetzt 42.000 nach Schalke.

Klitschko-Kämpfe sind lediglich der Höhepunkt eines Mega-Events, gespickt mit Tanzen, Spaß haben, Musik hören und Schlemmen. Viel Pomp und Halleluja, wenig Duell. Aber das macht nichts - findet Klitschkos Manager Bernd Bönte: "Es geht um das Klitschko-Event, nicht um den Gegner."

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