WM-Fahrer begrenzen den Schaden

Schürrle und Götze sorgen mit ihren Treffern beim 2:4 gegen Argentinien für Ergebniskosmetik.

Eine schmerzhafte Rückkehr erlebte Marco Reus am Mittwoch in Düsseldorf.

Eine schmerzhafte Rückkehr erlebte Marco Reus am Mittwoch in Düsseldorf.

Foto: dpa

Düsseldorf. 52 Tage nach der Weltmeister-Nacht von Rio standen Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose in Zivil auf dem Rasen. Das Publikum johlte, die abgetretenen Weltmeister waren spürbar bewegt, sie hielten Blumen und Gerahmtes, winkten und lachten. Die Szene war bizarr. Hinter ihnen warteten Marco Reus und Mario Gomez auf die Hymne, die für die anderen Drei wohl nie mehr gespielt wird. Gomez und Reus, zwei, die eigentlich zuvor immer dabei gewesen sind — aber eben in Brasilien das Größte verpasst hatten. Vergangenheit und Zukunft, dieser Abend in Düsseldorf, diese Neuauflage des WM-Finals vom 13. Juli 2014 war ein steter Wechsel.

Mann des Spiels war der Argentinier Àngel di Maria.

Mann des Spiels war der Argentinier Àngel di Maria.

Foto: Reuters

Dabei hatte Bundestrainer Joachim Löw die Zeichen durchaus auf Zukunft gesetzt. Mit Sascha Durm als Linksverteidiger, mit Kevin Großkreutz auf der rechten Seite. Touristen in Brasilien, die jetzt nachweisen konnten, zurecht Weltmeister-Titel zu tragen — und so dem Spiel durchaus Bedeutung gaben. Wie mit dem gerade erst genesenen Marco Reus, sofort zurück in der offensiven Dreierreihe. Und mit dem vor Spielfreude und Selbstbewusstsein strotzenden Christoph Kramer vor der Abwehrreihe. Der WM-Beisitzer Julian Draxler auf der linken, offensiven Seite, dazu Mario Gomez als Keilstürmer, dem Löw nur unter „Mitleid“ für die WM abgesagt hatte. Zeichen eines Trainers, der vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland am Sonntag in Dortmund (20.45 Uhr) sein Vertrauen neu ordnet, neu ordnen muss. Auch, weil neben dem neuen Kapitän Schweinsteiger Spieler wie Hummels, Boateng, Mustafi, Khedira und Özil fehlten. So standen im deutschen Team fünf Spieler, die auch das Finale in Brasilien gespielt hatten, bei den Argentiniern fehlten aus der Startelf des WM-Finales nur Garay, Messi, Lavezzi und Higuain.

WM-Fahrer begrenzen den Schaden
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Argentinien gewinnt "das Wiedersehen" mit Deutschland
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Dass die Anfangseuphorie vor 51163 Zuschauern in der ausverkauften Arena schnell nachließ, musste man erwarten. Weil in den 52 Tagen viel an Spieltempo verloren gegangen war — und mithin in der deutschen Elf die defensive Ordnung. So führten die Argentinier, denen kein Sieg von Düsseldorf den WM-Titel von Rio zurückbringen wird, zur Pause nach engagierter Leistung schon mit 2:0. Sergio Agüero traf nach Flanke von Àngel di Maria (25.). Letzterer bereitete auch den Volleyschuss von Lamela zum 2:0 vor (40.). Endgültig fernab von WM-Stimmung bewegte sich Düsseldorf nach der Pause, als Fernandez den inzwischen eingewechselten Torwart Roman Weidenfeller per Kopf überwand (47.) und Angel di Maria, gerade für 75 Millionen Euro von Real Madrid zu Manchester United gewechselt, das 4:0 nachlegte (50.) — es war der dritte Treffer, der über die Abwehrseite des schwächelnden Sascha Durm entstanden war.

So blieben trotz der Treffer von André Schürrle (52.) und Mario Götze (78.) Erkenntnisse: Dass Gomez zweimal die Gelegenheit nutzte, seinem Ruf als „Chancentod“ gerecht zu werden — und nach seiner Auswechslung gar ausgepfiffen wurde. Dass Durm defensiv so überfordert, wenig eingespielt und leidenschaftlich war wie die gesamte deutsche Elf, in der später auch Thomas Müller und Mario Götze agierten.

Die letzte Erkenntnis: Unter der Ägide Joachim Löw verlor Deutschland am Mittwoch auch das dritte Testspiel nach 2010 und 2012 gegen Argentinien. In Südafrika 2010 und Brasilien 2014 allerdings gewann die deutsche Elf gegen die Albiceleste. Man kann das als effiziente Verteilung von Ressourcen bewerten.

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