Vor Reporter-Premiere: Friesinger ohne Bammel

Klobenstein (dpa) - Die Worte für den ersten Trailer stehen noch nicht fest, aber Bammel hat Anni Friesinger-Postma vor ihrem Debüt als TV-Reporterin überhaupt nicht.

„Ich habe als Sportlerin so viele Interviews gegeben und werde diese Erfahrungen auch nutzen“, meinte die dreifache Olympiasiegerin und 16-malige Weltmeisterin vor ihrem ersten Auftritt als Kommentatorin für das niederländische Fernsehen NOS.

Schauplatz ihrer Premiere ist das idyllische Klobenstein auf dem Rittener Hochplateau. Dort starten am 7. Januar zum zweiten Mal nach 2007 die Mehrkampf-Europameisterschaften der Eisschnellläufer. „Über Klobenstein weiß ich so viel, ich habe hier schon mit acht Jahren das erste Mal trainiert. Und da ich gute Kontakte in viele Teams habe - zu den Italienern, Niederländern, Norwegern und natürlich auch den Deutschen - ist mir vor der Aufgabe nicht bange“, sagte die Inzellerin, die am 11. Januar ihren 34. Geburtstag erstmals seit 20 Jahren ohne jeglichen Sport-Stress feiern kann.

Respekt vor ihrem neuen Nebenjob hat sie allerdings, weil „alles in der Fremdsprache erfolgt, auch wenn ich seit Jahren ganz gut niederländisch spreche.“ Zugleich erfüllt sie mit Stolz, dass sie als erste Ausländerin die Premium-Wintersportart für das Fernsehen des Nachbarlandes bewerten darf.

Dabei wird sie den Wettkampf nicht live kommentieren, sondern nach stundenlangen Direkt-Übertragungen in einer Talkrunde gemeinsam mit Hollands Eislauf-Ikone Rintje Ritsma die Rennen analysieren. „Rintje soll sich dabei auf das Oranje-Team konzentrieren, ich die Bewertungen der internationalen Top-Läufer abgeben“, erklärte Friesinger-Postma. Seit dem 11. August 2009 ist sie mit dem niederländischen Olympiasieger Ids Postma verheiratet und wertet auch am Familientisch das Eisschnelllauf-Geschehen kompetent aus.

„Natürlich bin ich kein Journalist und besuche auch nicht extra Kurse. Aber bei einigen TV-Aufsagern für meine Sponsoren habe ich auch schon vor der Kamera gestanden. Das hat mir viel Spaß gemacht. Klobenstein wird jetzt eine große Herausforderung, ich betrachte das auch als Generalprobe für die WM in Inzell“, kündigte die bayerische Frohnatur an, die erst vor sieben Wochen die Privatpiloten-Lizenz erwarb und nun mit einmotorigen Flugzeugen die Distanz zwischen ihrer Wahlheimat Salzburg und dem Bauernhaus ihres Gatten im friesischen Deersum zurücklegen kann.

Mit dem Weltcup-Finale im März 2010 war für Friesinger aufgrund massiver Knie-Probleme ihre Erfolgskarriere zu Ende gegangen. Zwar hatte das lädierte und mehrfach operierte Knie zum Abschluss in Vancouver eine olympische Top-Platzierung auf den Einzelstrecken verhindert, doch mit ihrer spektakulären „Schwimm“-Übung auf der Zielgeraden des Team-Halbfinales rettete sie Gold und sorgte so für eines der Bilder der Spiele.

Ihre Nachfolge hatte in Kanada bereits die Erfurterin Stephanie Beckert angetreten, die mit einmal Gold und zweimal Silber die höchstdekorierte deutsche Eisschnellläuferin im Olympic Oval war. Friesinger bedauert, dass Beckert in Klobenstein wegen Verletzung nicht dabei sein kann. „Sie darf ihren Rücken nicht überbelasten. Ich denke, sie hat die große Chance, im Februar in Übersee deutsche Rekorde zu laufen und dann bei der WM in Inzell ihre Stärken auf den langen Strecken auszuspielen“, hofft Friesinger-Postma.

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