Vierschanzentournee: Millionen-Jackpot für Skispringer

Frankfurt/Main (dpa) - Die Skispringer jagen dem prall gefüllten Jackpot bei der 60. Vierschanzentournee erstmals hinterher, doch die für einen Grand Slam ausgelobte Rekord-Prämie von einer Million Schweizer Franken sorgt nicht nur für Begeisterung.

„Wenn die Jungs Woche für Woche eine tolle Show bieten, bekommen sie 8000 Euro für einen Sieg. Wenn einer alle vier Springen bei der Tournee gewinnt, bekommt er hundertmal so viel. Diese Spanne ist meines Erachtens bedenklich“, kritisierte Bundestrainer Werner Schuster.

Umgerechnet rund 800 000 Euro eines Sponsors kassiert derjenige, der wie Sven Hannawald vor zehn Jahren alle vier Springen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen gewinnt. Der deutsche Hoffnungsträger Richard Freitag verschwendet daran jedoch keinen Gedanken. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob ich das schaffen kann. Zur Tournee gehören vier Springen, ich habe in meiner Karriere gerade mal eins gewonnen. Von daher verbietet sich solch ein Gedanke“, sagte Freitag.

Severin Freund hält ebenfalls nicht viel von dem Bonus. „Mich beschäftigt die Prämie überhaupt nicht. Wenn du alle vier Springen bei der Tournee gewinnst, hast du danach einen so starken Werbewert, dass die 800 000 Euro besser auf die Gesamtwertung verteilt werden könnten“, meinte der 23-Jährige.

Auch Schuster plädiert für eine Umverteilung. „Wenn sich die besten zehn Springer zusammentun und das Geld aufteilen, hätte jeder 80 000 Euro. Das heißt, sie würden immer noch zehnmal so viel verdienen wie bei einem Weltcup. Es wäre besser, das Gesamtlevel beim Preisgeld anzuheben“, sagte der Bundestrainer. Für ihn ist das Ganze eine „gelungene Marketingmaßnahme“.

Vier Siege bei einer Tournee gelangen bisher nur Sven Hannawald. Für sein Husarenstück im Winter 2001/02 kassierte er vergleichsweise bescheidene 50 000 Euro. Wie jedes Jahr bangt Hannawald um den Bestand seines einmaligen Rekordes. „Ich hoffe natürlich, dass das keiner mehr schafft“, sagte er.

Zumindest Jens Weißflog glaubt nicht daran, dass Hannawald sich den Ruhm künftig teilen muss. „Wie schwer es ist, alle vier Springen zu gewinnen, sieht man ja an der Tatsache, dass es in 60 Jahren erst einem gelungen ist“, sagte der viermalige Gesamtsieger. Die Aussicht, über Nacht zum (Franken-)Millionär zu avancieren, mache es nicht leichter: „Man kann die Million da unten hinlegen - wenn es nicht läuft, springt man deshalb keinen Meter weiter“, so Weißflog.

Der viermalige Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz findet es dagegen „fantastisch, dass man die Prämie ausgelobt hat. Das schafft einen großen Anreiz für alle.“ Er selbst schiele zwar nicht danach, aber „wer es schaffen sollte, der hat es auch verdient, so viel Geld zu kassieren“, meinte Ammann und fügte grinsend hinzu: „Gott sei Dank ist die Prämie in Schweizer Franken ausgelobt worden. Da ist sie wertstabil.“

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