Tournee-Generalprobe in Engelberg: Wellinger Zweiter

Engelberg (dpa) - Nach der traumhaften Tournee-Generalprobe ließ Andreas Wellinger seinen Gefühlen freien Lauf und verteilte übermütig Handküsse in die Kamera.

Mit dem zweiten Rang beim Weltcup in Engelberg sorgte der 18 Jahre alte Youngster afür den fünften Podestplatz der deutschen Skispringer im Olympia-Winter und ordentlichen Rückenwind für das erste Saison-Highlight. „Das ist ein schönes Ergebnis vor Weihnachten. Einfach ein Traum. Jetzt werde ich mich drei, vier Tage erholen und dann bei der Tournee durchstarten“, erklärte Wellinger mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Mit 131 und 129,5 Metern musste der Oberschüler lediglich Weltmeister Kamil Stoch aus Polen den Vortritt lassen. Dritter wurde dessen Landsmann Jan Ziobro, der am Vortag überraschend seinen ersten Karrieresieg gefeiert hatte. „Endlich habe ich mal zwei gute Sprünge im Wettkampf rübergebracht. Es ist fast alles perfekt gelaufen. Ich bin überglücklich“, erzählte Wellinger.

Bundestrainer Werner Schuster strahlte ebenfalls. „Ich bin stolz auf die Mannschaft. Sie hat nach dem Rückschlag am Samstag einen konstruktiven Zugang gefunden. Das zeigt, wie weit wir sind“, sagte Schuster und verteilte noch ein Extra-Lob für Wellinger: „Er hat einen tollen Wettkampf gemacht. Der zweite Platz bedeutet viel und gibt noch mal ordentlich Selbstvertrauen.“

Nach dem „Schwarzen Samstag“, als die deutschen Ski-Adler erstmals im Olympia-Winter die Top Ten verfehlten und Severin Freund mit einer unsanften Bruchlandung für eine Schrecksekunde sorgte, zeigten sich aber nicht alle deutschen Springer gut erholt. Während Andreas Wank mit Rang zehn als sechster DSV-Springer die Olympia-Norm knackte, fiel Freund im Finale auf den enttäuschenden 20. Platz zurück. „Ich hatte zu viel Rückenwind, das ist auf dieser Schanze dämlich. Im Flug war alles ein bisschen tot“, haderte der 25 Jahre alte Bayer und stellte frustriert fest: „Das Wochenende ist an mir leider vorbei gelaufen.“

Schuster wollte den Absturz seiner Nummer 1, der zur Halbzeit als Siebter noch aussichtsreich im Rennen lag, jedoch nicht überbewerten. „Das war etwas technisches. Eigentlich hat er ein sehr gutes Flugsystem. Aber er hat in der Luft zu viel eingegriffen. Er muss das jetzt abhaken und den Kopf wieder frei bekommen. Für mich bleibt er unsere heißeste Aktie für die Tournee“, erklärte der Bundestrainer.

Am Vortag war ihm beim Sturz von Freund kurz der Schreck in die Glieder gefahren. Doch der Frontmann gab schnell Entwarnung und sorgte damit für Erleichterung im DSV-Team. „Im ersten Moment hat es im Kopf gedröhnt, aber das ist relativ schnell weggegangen“, berichtete Freund 24 Stunden später. Allerdings nahm er den einen oder anderen blauen Fleck als Andenken mit nach Hause. „Wer schon mal beim Skifahren aufs Eis gefallen ist, der weiß, dass man am nächsten Tag schon noch was merkt“, sagte er.

Die Weihnachtstage will Freund nun zum Entspannen nutzen, um dann beim Tournee-Auftakt am kommenden Sonntag in Oberstdorf wieder anzugreifen. Das gilt auch für den 35 Jahre alten Oldie Martin Schmitt, der zum 18. Mal nominiert wurde. „Die Fans werden Martin bei der Tournee definitiv springen sehen. Er wird dabei sein“, bestätigte Schuster in Engelberg und verabschiedete sich gut gelaunt in die kurze Pause: „Jetzt können wir beruhigt Weihnachten verbringen.“

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