Rückkehr : Severin Freund steht vor dem Ende seiner Leidenszeit
Kuusamo Eineinhalb Jahre nach seinem zweiten Kreuzbandriss ist Skispringer Severin Freund beim Weltcup in Kuusamo wieder dabei.
Zwei Silben, ein Wort. Come. Back. Ein Signal, gedruckt auf ein T-Shirt. Severin Freund trägt es, als er im Krankenhaus liegt. „Mit der Diagnose, so bitter sie war, ist für mich trotzdem klar gewesen, dass es weitergeht“, sagt der Skispringer, der sich im Sommer 2017 zum zweiten Mal das Kreuzband reißt. Eine Reaktion, alles andere als selbstverständlich. Manch einer wirft da – niedergeschlagen vom physischen wie psychischen Schmerz – hin, weil ihm die Perspektive fehlt. „Die Gewissheit hat man sowieso nie“, sagt Severin Freund und spricht vom Selbstvertrauen, an die Weltspitze zu gelangen. „Aber ich habe vor dem zweiten Kreuzbandriss auf der Schanze gemerkt, da ist noch was, was noch nicht zu Ende ist. Wahnsinnig viel Leidenschaft bei dem, was ich da mache.“
Motiviert Eine emotionale Entscheidung ist schnell getroffen. Erst im Nachgang wird Severin Freund klar, was sie bedeutet: Reha. Kampf. Geduld. Arbeit. Es dauert. Länger als beim ersten Mal. Doch er bereut es nicht, der inneren Stimme nachgegeben zu haben – und schafft es. Am Freitagabend (18 Uhr) kehrt der 30-Jährige in Kuusamo in den Weltcup zurück.
Mit einer Woche Verspätung, aber der Gewissheit, dass der Ort nahe des Polarkreises jener ist, an dem er vor zwei Jahren nur wenige Monate nach einer Hüft-OP seinen letzten Sieg im Springerzirkus feiert. „Ich weiß, wie er brennt und motiviert ist“, sagt Teamkollege Andreas Wellinger. Nah dran verfolgt er, wie sich der Weltmeister von Falun zurückkämpft: „Da können sich viele eine Scheibe von abschneiden.“ Bundestrainer Werner Schuster geht bei der Mission Rückkehr nicht nur medizinisch auf ultrasicher, führt den Athleten, dem er auf seinem persönlichen Karriereweg beim Deutschen Skiverband viel verdankt, schrittweise heran. Wissend, diesmal darf nichts mehr schiefgehen. Schuster stellt für Freund seinen Co-Trainer Christian Winkler ab. Sie fangen auf kleinen Schanzen an, um die Landesicherheit zu erhöhen.