Schmitt nach Hoch im Jammertal: Aus in Innsbruck

Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Dem Höhenflug folgte der jähe Absturz: Nur 24 Stunden nach seinem gelungenen Flug ins neue Jahr mit Platz sieben beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen ist Martin Schmitt in der harten Realität gelandet.

Mit einem Hüpfer auf 96 Meter, bei dem der viermalige Weltmeister nur mühevoll eine Bruchlandung vermied, verpasste Schmitt die Qualifikation für das dritte Springen der Vierschanzentournee am Bergisel. „Es ist natürlich schlimm, bei einem Tournee-Springen zugucken zu müssen. Gerade hier in Innsbruck, wo ich viele gute Erinnerungen habe und mir einiges vorgenommen hatte“, sagte Schmitt. Anders als seine sechs Teamkollegen, die eine überzeugende Vorstellung boten und mühelos den Wettbewerb erreichten, zog Schmitt enttäuscht von dannen. „Es hat nicht sollen sein. Skispringen bewegt sich oftmals auf des Messers Schneide. Man muss alles riskieren und manchmal verliert man eben“, sagte er.

Bei seinem Versuch war der 32-Jährige ähnlich wie der Österreicher Andreas Kofler am Vortag durch die Luft gerudert - doch dieses Mal war nicht der Wind Schuld daran. „Der Absprung war nicht sauber. Danach war ich so verdreht, dass ich den Sprung abbrechen musste, um einen Sturz zu vermeiden. Das passiert halt mit dem neuen Bindungssystem. Man muss exakt springen, das ist mir nicht gelungen. Schwamm drüber“, meinte Schmitt.

„Es war ein positiver Tag mit dem Wermutstropfen von Martin. Es passiert ihm hin und wieder mal, dass sein Sprung zu einseitig ist. Dann ist keine Luft unter dem Ski und es geht gleich gar nicht mehr. Aber er hat schon einiges überstanden und wird auch das überstehen“, sagte Bundestrainer Werner Schuster.

Nach seinem tollen Auftritt am Neujahrstag und einem Sprung auf 134,5 Meter hatte Schmitt noch in vollen Zügen das Bad in der Menge genossen. Denn der siebte Rang, das beste Weltcup-Ergebnis seit dem 13. März 2009, war Balsam auf die geschundene Seele des viermaligen Weltmeisters. „Mein Halbzeit-Fazit fällt sehr positiv aus, weil ich viele gute Einzelsprünge hatte. In dem gesamten Prozess hat sich schon einiges getan, sowohl vor als auch nach Weihnachten. Ich bin jetzt eine Klasse besser und springe stabiler“, erklärte Schmitt.

Diesen Beweis konnte er in Innsbruck nicht antreten. Vielmehr bestätigte der Mannschafts-Olympiasieger von 2002 die Vorahnung des Cheftrainers. „Martin hat noch viel Arbeit vor sich. Es wird wahrscheinlich wechselnd weitergehen, aber bis zur WM in Oslo wird er wohl in Form sein“, meinte Schuster.

Trotz des Rückschlages blickt Schmitt nach einem sportlichen und privaten Seuchenjahr 2010, in dem auf der Schanze mit Ausnahme von Olympia-Silber im Team nichts lief und seine Beziehung mit Langzeitfreundin Patricia in die Brüche ging, wieder zuversichtlich nach vorne. „Am Anfang tat das sehr weh, aber inzwischen bin ich darüber hinweg. Ich bin kein Mensch, der ständig in die Vergangenheit schaut, ich bin keiner, der ständig mit sich ausdiskutiert, was wäre gewesen wenn ...“, sagte der Single unlängst in einem Interview.

Er ist jetzt wieder voll auf den Sport fokussiert, den er immer noch liebt und auch im nächsten Winter noch ausüben will. Und das möglichst gut. „Ich weiß, was die wesentlichen Dinge sind, die meinen Sprung ausmachen. Daran arbeite ich. Mit jedem guten Sprung wird das stabiler und selbstverständlicher. Das ist das Ziel für die nächsten Wochen, da weiterzumachen und sich auch von einem schlechteren Tag nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Ich möchte Schritt für Schritt näher an die Spitze herankommen“, sagte Schmitt. Wohlwissend, dass der Weg dorthin noch weit und steinig ist.

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