Schlierenzauers Tournee-Triumph - Freund stürzt ab

Bischofshofen (dpa) - Als sich Gregor Schlierenzauer im strömenden Regen von Bischofshofen erneut zum „König der Lüfte“ krönte, schlich Severin Freund nach seinem dramatischen Final-Absturz bei der Vierschanzentournee wie ein begossener Pudel von der Schanze.

Während der Überflieger aus Österreich als erst achter Skispringer der Tournee-Geschichte seinen Titel verteidigte, verpasste Deutschlands Hoffnungsträger am Sonntag den zweiten Durchgang und damit den erhofften Podiumsplatz im Gesamtklassement. „Das ist sehr bitter, wenn sich die Sache erledigt hat, bevor der Wettkampf beendet ist“, beschrieb der frustrierte Bayer seine Gefühle.

Auch Bundestrainer Werner Schuster stand die Enttäuschung nach dem Debakel ins Gesicht geschrieben. „Severin wollte es erzwingen, er war unlocker. Das ist ziemlich schade für ihn. Er muss noch stabiler werden, damit ihm so etwas nicht wieder passiert“, erklärte Schuster. Unter dem Strich blieb der erste deutsche Tournee-Podestplatz seit vier Jahren durch Freunds dritten Rang in Oberstdorf und die Erkenntnis, dass die DSV-Springer für die ganz großen Siege noch nicht reif sind. „Die Tournee ist in der absoluten Spitze an uns vorbeigelaufen. Von der mannschaftlichen Präsenz her sind aber wir so gut wie schon lange nicht mehr“, bilanzierte Schuster.

Grenzenloser Jubel herrschte bei Schlierenzauer, der mit 133 und 137,5 Meter seinen 45. Weltcupsieg feierte. Der Österreicher verwies sowohl in der Tages- als auch der Gesamtwertung den Norweger Anders Jacobsen auf Rang zwei. „Unter extremem Druck reifen Diamanten. Es war bis zum Schluss extrem spannend. Dieser Sieg ist unglaublich und kaum zu fassen. Es wird noch dauern, bis ich begriffen habe, dass ich die Tournee zum zweiten Mal gewonnen habe“, sagte der Tiroler am Vorabend seines 23. Geburtstages.

Durch den Ausfall Freunds, der in der Gesamtwertung auf Platz 13 durchgereicht wurde, sprang Michael Neumayer als bester Deutscher noch auf Rang sechs der Gesamtwertung vor. In der Tageswertung wurde der 33-Jährige Achter. „Es funktioniert und macht echt Spaß“, stellte Neumayer zufrieden fest.

Ansonsten mussten die DSV-Adler am Tournee-Finaltag vor 20 000 Fans weitere Tiefschläge einstecken. Youngster Andreas Wellinger vergab eine mögliche Podestplatzierung im Tagesklassement durch einen Sturz im ersten Durchgang, in dem er mit 133,5 Meter den weitesten Satz hingelegt hatte. „Das war extrem unglücklich. Er hätte geführt. Man muss sich damit trösten, dass nichts passiert ist“, sagte Schuster.

Am Ende reichte es für den erst 17 Jahre alten Wellinger nach 130 Metern im Finale zu Platz 19. „Ich weiß gar nicht, warum ich gestürzt bin. Das ist zwar schade, aber ich bin trotzdem zufrieden. Meine Zeiten werden kommen“, sagte Wellinger. Seine Tournee-Premiere beendete er auf dem neunten Gesamtplatz.

Freund verlor gleich zum Auftakt mit einem Sprung auf 126 Meter sein K.o.-Duell und trauerte danach der verpassten Chance nach, in den Kampf um eine Top-Platzierung eingreifen zu können. „Es wäre etwas sehr Schönes gewesen, Gesamtdritter zu werden. Ich habe nicht gedacht, dass mir solch ein Fehler unterläuft. Ich bin tief gefallen, jetzt muss ich wieder aufstehen und die richtigen Lehren daraus ziehen. Schade, dass mir gleich zwei Wettkämpfe in Garmisch und hier nicht gelungen sind. Aber so ist der Leistungssport“, konstatierte der 24-Jährige.

Mehr Glück hatte Routinier Martin Schmitt, der als Lucky Loser gerade noch so ins Finale rutschte. Am Ende belegte er mit 127 und 126 Metern den 24. Platz und schloss die Tournee als Gesamt-Zehnter ab. „Für mich ist die Tournee sehr positiv gelaufen. Es ist toll, dass ich nach Österreich weiterfahren und mich noch steigern konnte. Ich bin rundum zufrieden“, stellte Schmitt fest. „Wir haben für die nächsten Wochen einen guten Plan, mit dem ich sehr gut leben kann“, deutete Schmitt an, dass es für ihn im Weltcup weitergeht.

„Martin hat nachgewiesen, dass er gut kämpft. In der Mannschaft verhält er sich gut. Er ist im Moment leistungsmäßig ein Gewinn“, lobte Schuster den Routinier. Der Bundestrainer ist nun gefordert, seine Schützlinge weiter voranzubringen. „Entscheidend wird sein, in der Spitze neben Severin noch einen Mann dazuzubekommen, um das Ganze mitgestalten zu können“, formulierte Schuster das Ziel bis zur WM Mitte Februar in Val di Fiemme.

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