Schlierenzauer nach Rekordsieg: „Bin jetzt eine Legende“

Harrachov (dpa) - Jahrhundertspringer Gregor Schlierenzauer ließ mit einem Jubelschrei seinen Gefühlen freien Lauf. Mit seinen Weltcupsiegen Nummer 47 und 48 innerhalb von nur vier Stunden hatte der nun alleinige Rekordsieger in Harrachov Skisprung-Geschichte geschrieben.

„Ich glaube, ich bin jetzt eine Legende. Das ist extrem cool“, sagte der beste Skispringer der Historie und stellte nach dem zweimaligen Hauptgewinn in der nervenaufreibenden Windlotterie lächelnd fest: „Das Leben ist gut zur Zeit.“

Nur wenige Minuten nach seinem 47. Erfolg, mit dem der Österreicher am Sonntagvormittag den legendären Finnen Matti Nykänen (46 Siege) überflügelte, prangte bereits die magische Zahl 47 auf Schlierenzauers Sprunglatten. „Es ist unglaublich schön. Diese Marke war nicht immer mein Traum. Aber beim 40. Sieg habe ich angefangen, darüber nachzudenken“, berichtete der Vierschanzentourneegewinner.

Wenig später triumphierte Schlierenzauer mit 197,5 Metern auch im zweiten Wettkampf des Tages, der bei extrem schwierigen Windbedingungen mehrmals unterbrochen und nach dem ersten Durchgang abgebrochen wurde. „Wenn man solch einen Meilenstein erreicht wie ich heute, fällt man normalerweise nach dem Mittagessen etwas hinten runter. Aber ich habe ja einen Sponsor, der Flügel verleiht“, flachste der bei einem Getränkehersteller unter Vertrag stehende Schlierenzauer.

Mit Sprüngen auf 193,5 und 211 Meter hatte er am Vormittag den Slowenen Robert Kranjec um die Winzigkeit von 0,3 Punkten auf Rang zwei verwiesen. Der Weltmeister kam in dem Wettbewerb, der am Vortag wegen zu starken Windes ausgefallen war, auf 197 und 204 Meter. In Abwesenheit des deutschen Top-Trios Severin Freund, Richard Freitag und Andreas Wellinger landete Michael Neumayer bei der Doppelveranstaltung als bester DSV-Springer auf den Plätzen sieben und 14.

Im Mittelpunkt stand aber Schlierenzauer. „Gratulation, Gregor. Die ganze Mannschaft ist stolz. Das ist ein toller Rekord“, würdigte Österreichs Cheftrainer Alexander Pointner den erst 23 Jahre alten Überflieger. „Alles, was jetzt noch kommt, ist gut für meine Fotogalerie“, sagte Schlierenzauer.

Der Hobby-Fotograf ist für viele der Größte seiner Zunft, denn anders als Nykänen hat er auch abseits der Schanze seinen Platz im Leben gefunden. „Nykänen war einzigartig auf der Schanze. Aber er hatte diese Genialität eben nur auf der Schanze und war etwas verloren im Leben. Da hat Gregor ganz andere Optionen. Ich finde es fantastisch, was er macht. Er ist ein Botschafter des Sports, vor dem man Respekt haben muss“, lobte Bundestrainer Werner Schuster den als Jahrhunderttalent geltenden neunmaligen Weltmeister.

Sven Hannawald stellt Schlierenzauer in eine Reihe mit anderen Top-Assen des Weltsports. „Sein enormer Siegeswille ist vergleichbar mit jenem großer Sportlerpersönlichkeiten wie Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Was er schon in jungen Jahren geleistet hat, ist unglaublich. Gregor ist unzweifelhaft der beste Skispringer aller Zeiten“, lobte Hannawald und prophezeite: „Ich denke, bis zum Ende seiner Laufbahn wird er 60 bis 70 Erfolge im Weltcup einfahren und mit dem Rekord in ungeahnte Sphären abheben. Diese Marke wird nie mehr ein anderer Springer erreichen.“

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