Schlierenzauer auf Hannawalds Spuren

Innsbruck (dpa) - Überflieger Gregor Schlierenzauer bringt Skisprung-Legende Sven Hannawald mit seiner Siegesserie bei der 60. Vierschanzentournee langsam um den Schlaf. Seit dem zweiten Erfolg des Jahrhunderttalents aus Österreich ist es mit der Ruhe beim Tournee-Triumphator von 2001/02 vorbei.

„Schlierenzauer lässt wirklich gar nichts anbrennen. Er ist eine Maschine und somit ein heißes Eisen für vier Siege in Serie und den damit verbundenen Jackpot von 1 Million Schweizer Franken“, schrieb Hannawald in seinem Blog auf eurosport.yahoo.com.

Zehn Jahre nach seinem Grand Slam zittert Hannawald um den Rekord, der in seinen Augen eigentlich für die Ewigkeit bestimmt war. „Momentan ist der Rekord noch das Alleinstellungsmerkmal schlechthin. Das würde ich gerne so lange wie möglich behalten. Ich habe ein ungutes Gefühl und bin schon aufgeregt. Aber noch sterbe ich keine tausend Tode“, sagte Hannawald der „Bild“-Zeitung.

„Ich würde schon mal zittern, wenn ich der Hanni wäre. Die Chance ist sehr groß, dass der Gregor die vier Triumphe schafft“, meinte Bundestrainer Werner Schuster. Die für den Gesamterfolg ausgelobten 20 000 Schweizer Franken seien Schlierenzauer seiner Meinung nach ohnehin nicht mehr zu nehmen: „Der Gregor müsste sich schon den Fuß brechen. Sonst gibt er das Ding nicht mehr aus der Hand.“

Wie ein Uhrwerk spulte Schlierenzauer bisher seine Sprünge bei der 60. Auflage der Traditionsveranstaltung ab. 22,2 Punkte beträgt der Halbzeitvorsprung im Gesamtklassement vor seinem Landsmann Andreas Kofler. Der 21 Jahre alte Ausnahmespringer steht damit dicht davor, sich nach 38 Weltcupsiegen, acht WM-Titeln und einer olympischen Goldmedaille den letzten sportlichen Traum zu erfüllen.

Trotz seiner bisherigen Dominanz ist Schlierenzauer jedoch um Bodenhaftung bemüht. Und dies aus gutem Grund. „Ich habe schon einmal zwei Springen gewonnen und bin dann Zweiter geworden. Die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, waren wertvoll. Speziell bei der Tournee, wo ich noch nicht erfolgreich war“, sagte der Stilist.

An den Gesamt-Triumph oder die für vier Erfolge ausgelobte Rekord-Prämie von umgerechnet rund 820 000 Euro will Schlierenzauer daher noch nicht zu viele Gedanken verschwenden. Ganz entziehen kann er sich dem jedoch nicht. „Natürlich befasst man sich mit dem Gesamtsieg, doch es ist erst Halbzeit und es kann sehr viel passieren. Aber wenn man ein Polster hat, schläft man gut“, sagte er.

Das kann Hannawald nicht von sich behaupten. Sollte Schlierenzauer als zweiter Springer den Mythos knacken, hätte er dies zwar verdient. „Aber ich kann nicht davon reden, dass ich einem anderen Springer den Grand Slam gönne“, räumte Hannawald ein. Er klammert sich jetzt an die Hoffnung: „Besonders gut habe ich 2005 in Erinnerung, als Janne Ahonen den Triumph in Bischofshofen um 0,2 Punkte verpasste. Ich bin Martin Höllwarth heute noch dankbar.“

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