Neumayer will noch mal hoch hinaus - Siegtraum lebt

Vikersund (dpa) - Im Hochgefühl des größten Karriere-Erfolges gab Michael Neumayer seinen sehnlichsten sportlichen Wunsch preis. „Ich träume immer noch von einem Weltcupsieg“, sagte der emotional aufgewühlte 34-Jährige nach dem zweiten Platz beim Skiflug-Weltcup in Vikersund.

Seit seinem Debüt am 29. Dezember 2000 in Oberstdorf ist ihm der Sprung auf das höchste Treppchen verwehrt geblieben. Im Spätherbst seiner Laufbahn fühlt sich der Bayer nun stark genug, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. „Im zweiten Durchgang war ich schon der Beste. Das heißt, ich bin vorne dabei“, stellte der deutsche Weitenrekordhalter fest.

Neumayer gleicht einem guten Wein - der Skisprung-Oldie wird mit zunehmendem Alter immer besser. Dabei schien seine Karriere im Dezember 2006 schon am Ende, als er sich mit fast 28 Jahren das Kreuzband riss. Doch Neumayer kämpfte sich zurück und strafte alle Kritiker Lügen, die ihn bereits abgeschrieben hatten.

Am 1. Januar 2008 stand er als Dritter beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen erstmals auf dem Podium, wenige Tage später beendete er die Vierschanzentournee als Gesamt-Dritter. 2010 folgte mit Rang drei in Willingen der zweite Podestplatz und kurz darauf in Vancouver Olympia-Silber mit dem Team. Vor zwei Jahren holte er WM-Bronze im Mannschaftswettbewerb, wo er schon 2005 Silber gewann.

„Michael erfindet sich gerade noch einmal neu“, lobte Bundestrainer Werner Schuster den Routinier. Der hätte nichts dagegen, mit Team-Gold bei den Titelkämpfen in Val di Fiemme seine Medaillenkollektion zu vervollständigen. „Wir sind Zweiter im Nationencup. Da sollte man davon ausgehen, dass wir Anwärter auf eine Medaille sind“, sagte Neumayer.

Druck macht er sich jedoch nicht. Nach dem Abschluss eines BWL-Studiums mit der Note 2,0 will Neumayer, der selbst eine Schulteroperation im vergangenen Sommer scheinbar locker weggesteckt hat, die Spätphase seiner Laufbahn nur noch genießen. Die Rolle des alten Hasen im stark verjüngten Team hat er dankbar angenommen. „Es macht riesig Spaß, mit dieser Truppe herumzureisen. Ich bin gut akzeptiert. Ab und zu kommt mal einer und fragt, ob ich ihm einen Tipp geben kann. Darauf bin ich stolz“, erzählte Neumayer.

Er gilt als Zuverlässigkeit in Person und steht daher trotz seines fortgeschrittenen Sportleralters auch beim Bundestrainer hoch im Kurs. „Er legt eine große Freude an den Tag, hat ein gutes Set up und ein gutes System. Es ist schön zu sehen, wie sich konsequente Arbeit auszahlt“, erklärte Schuster.

Neumayer, der erst im Alter von 14 Jahren vom Alpinski auf die Schanze umstieg, verschwendet deshalb auch noch keinen Gedanken an einen Rücktritt. „Meine Karriere neigt sich zwar langsam dem Spätherbst zu. Aber Olympia in Sotschi wäre noch ein Anreiz“, sagte Neumayer. Vielleicht hat er sich bis dahin ja auch seinen Traum von einem Weltcupsieg erfüllt.

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