Hannawalds neues Leben: Triumph zehn Jahre zurück

München (dpa) - Ein Jahrzehnt nach seinem Grand Slam bei der Vierschanzentournee sucht Sven Hannawald den Weg zurück ins Rampenlicht. Früher war er der Weitenjäger der Nation. Heute versucht er sich in anderen Gefilden - als Rennfahrer, als Fernsehexperte und auf Roten Teppichen.

Millionen saßen an den Fernsehschirmen, als Hannawald zum Jahreswechsel 2001/02 als erstem und bislang einzigem Skispringer vier Siege bei vier Tourneespringen gelangen. Geht es nach Hannawald, soll diese Ausnahmeleistung weiter einzigartig bleiben. „Ich hoffe natürlich, dass das keiner mehr schafft. Das würde jeder in meiner Situation denken“, sagt er.

Sechseinhalb Jahre liegt Hannawalds Karriereende zurück. Seitdem ist sein Leben ein anderes geworden. Stiller, leiser, ohne die große Aufmerksamkeit. Zehntausende standen an den Schanzen, als Hannawald Sieg um Sieg bejubelte, als er der Konkurrenz bei der historischen Tournee vor zehn Jahren davonflog und hierzulande zum Medienliebling aufstieg. „Über die geniale Zeit in der Vergangenheit zu sprechen tut meistens weh“, sagt Hannawald heute.

Seine Geschichte ist die von Männern, die am Rand hüpfend auf ihren Plakaten „Hanni for President“ forderten; die von jungen Mädchen, die ihrem Slogan „Hanni, ich will ein Kind von dir!“ impulsiv-kreischend Nachdruck verliehen. Jetzt ist Hannawald 37 Jahre alt und trägt einen Bart. Nur die blonden Strähnen im Haar sind geblieben.

So richtig kann Hannawald gar nicht sagen, warum er 2002 eine solch „stabile bombastische Form“ hatte. „Aber es war ein Genuss, weil ich gewusst habe: Ich habe meine Form. Wenn alles mitspielt, kann mir keiner was.“

Auf der Rennpiste hat der Weitenjäger von damals ein neues sportliches Zuhause gefunden. Seit 2010 fährt er in der ADAC-GT-Masters-Serie. „Ich bin dort Lehrling“, meint er, „aber ich habe etwas gefunden, das mir einen Heidenspaß macht.“

Nach großen Erfolgen, nach Magersuchtgerüchten, einer Burn-out-Erkrankung und dem Schlussstrich 2005 präsentiert sich Hannawald wieder gerne in der Öffentlichkeit. Doch die Angebote sind nicht alle verlockend: „Dschungelcamp“, Kochsendungen, „völlig kuriose Sachen“, wie sein Manager Axel Watter sagt: „Es gibt da auch noch irgendein neues Sendekonzept, da zieht ein Promi bei einem Promi ein.“

Jahrelang war Hannawald im mentalen Loch, fragte sich: Was soll ich anfangen mit meiner Zeit? „Es war schwierig, als ich für mich noch nichts Neues gefunden hatte.“ In München wohnt er inzwischen mit seiner Freundin zusammen, hat ein Privatleben, „das ich schätze.“

Gerne hätte er im TV bei Live-Events den Skisprung-Experten gegeben. Das ZDF entschied sich für den Österreicher Toni Innauer. Traurig und „nicht nachvollziehbar“, findet Hannawald das. Der Sender Sky wollte Hannawald haben - auch ohne Live-Rechte. „Ich bin froh, dass ein Sender zumindest anfragt hat“, sagt er. Er wird das erste Springen in Oberstdorf miterleben und die restlichen drei aus einer Kommentatorenbox in Unterföhring kommentieren.

Das „Dschungelcamp“ kam nicht infrage - auch wenn dort schnelles Geld winken würde. „Aber dann ist er natürlich für alle Zeiten verbrannt“, urteilt Watter. Stattdessen hat Hannawald ein Rennvideo mit einem Privatsender gedreht. Auf einer Internetplattform wird er wie Oliver Kahn und Sebastian Vettel bloggen. „Das ist die Geschichte, wo er hingehört und auch reingehört“, betont Watter.

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