Freunds Fauxpas: Disqualifikation trübt Party-Stimmung

Titisee-Neustadt (dpa) - Severin Freund schüttelte frustriert den Kopf und konnte seinen Fauxpas beim Heim-Weltcup in Titisee-Neustadt kaum fassen.

Freunds Fauxpas: Disqualifikation trübt Party-Stimmung
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Nur 24 Stunden nach dem glanzvollen 13. Weltcupsieg seiner Karriere wurde der Skiflug-Weltmeister am Sonntag als Halbzeit-Spitzenreiter wegen eines zu langen Skis disqualifiziert und verschenkte damit den zum Greifen nahen Doppelerfolg im Schwarzwald. „Ich war 100 Gramm zu leicht. Das ist ganz klar meine Schuld“, erklärte Freund enttäuscht. „Mich regt das sehr auf, aber über mich selber, weil das nicht passieren sollte.“

Der Norweger Anders Fannemel nutzte die Gunst der Stunde und schnappte sich mit 135,5 und 143,5 Metern den Sieg. Zweiter wurde Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch aus Polen vor dem Tschechen Roman Koudelka. Als bester DSV-Adler landete Richard Freitag mit Sprüngen auf 134 und 133 Meter auf Rang acht.

Gesprächsthema Nummer eins war aber die Disqualifikation von Freund. „Ihm ist ein Fehler passiert, der ihm selbst am meisten wehtut“, sagte Bundestrainer Werner Schuster. Wie Freund reagierte auch er ein wenig verwundert darüber. „Unsere Waage ist eigentlich geeicht“, erklärte er.

Freund beteuerte, beim Wiegen vor dem Springen habe das Gewicht noch im vorgegebenen Verhältnis zur Skilänge gestanden. „Die Waage der FIS war offenbar genauer. Es hat nicht gepasst. Künftig muss ich da einfach mehr Reserve einplanen“, räumte er seinen Fehler ein. „Ob ich jetzt 200 Gramm mehr oder weniger habe, dadurch springe ich auch nicht weiter oder kürzer.“ Der Team-Olympiasieger hatte im ersten Durchgang mit 137 Metern wieder klar auf Siegkurs gelegen. „Ich glaube, das war hier mein bester Sprung“, stellte er fest.

Im Nachhinein brachte die 13 dem Bayern also doch noch Unglück. Am Vortag war er auf die Anzahl seiner Weltcupsiege noch sehr stolz gewesen. „Jeder Erfolg ist etwas Grandioses. Das war ein wahnsinnig schöner Tag für mich“, sagte Freund nach seiner tollen Flugshow.

In der deutschen Bestenliste schob er sich auf Rang vier hinter Jens Weißflog (33), Martin Schmitt (28) und Sven Hannawald (18). Der hatte 2001 an gleicher Stätte das gleiche Schicksal wie Freund erlitten - nur in umgekehrter Reihenfolge. Hannawald war damals im ersten Wettbewerb wegen eines nicht regelkonformen Sprunganzuges disqualifiziert worden und hatte 24 Stunden später als vorerst letzter DSV-Springer im Schwarzwald gewonnen.

Mit seinem vierten Saisonsieg beendete Freund die 14 Jahre lange Durststrecke auf der Hochfirstschanze und sprang knapp zwei Wochen vor den Weltmeisterschaften in die Rolle des Topfavoriten, auch wenn er die längst ausgebrochene Euphorie im Umfeld zu bremsen versuchte. „Durch die Erfolge habe ich keine besseren Aussichten, bei der WM eine Medaille zu machen. Das ist ein eigener Wettkampf, bei dem man wieder bestehen muss“, sagte er.

Schuster ist natürlich begeistert davon, dass sich sein Topmann schon in titelreifer Form befindet. Daran änderte auch der selbst verschuldete Rückschlag nichts. „Er hat sich Jahr für Jahr an die absolute Weltspitze herangepirscht. Jetzt hat er das Zeug dazu, eine WM-Medaille zu gewinnen“, erklärte Schuster.

Der Coach freute sich zudem über die Trendwende bei Freitag, der ungeachtet seines Top-Ten-Platzes aber beim Skifliegen in Vikersund am kommenden Wochenende eine Weltcup-Pause einlegen und stattdessen gemeinsam mit Andreas Wellinger trainieren wird. Der Team-Olympiasieger feierte zwei Monate nach seinem schweren Sturz mit zwei Silbermedaillen bei der Junioren-WM ein gelungenes Comeback und wird wohl ebenfalls mit zur WM nach Falun fahren.

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