Freund will erstes deutsches WM-Gold seit 14 Jahren

Falun (dpa) - Severin Freund war noch nicht einmal ein Teenager, als Martin Schmitt 2001 letztmals WM-Gold im Einzel für die deutschen Skispringer holte.

Freund will erstes deutsches WM-Gold seit 14 Jahren
Foto: dpa

An diesem Samstag schickt sich der zu einem der weltbesten Flugkünstler gereifte Freund an, bei den Titelkämpfen in Falun die 14 Jahre andauernde Durststrecke zu beenden. „Ich gehöre zu denen, die ganz oben auf dem Podest stehen können. Wenn alles passt und ich Glück mit den Bedingungen habe, kann es klappen“, sagte der fünfmalige Saisonsieger vor dem Showdown auf der Normalschanze.

Solche selbstbewussten Töne hörte man von ihm vor einem Jahr noch nicht. Doch der Team-Olympiasieg in Sotschi hat bei Freund etwas ganz Entscheidendes bewirkt. „Der Erfolg hat sicher etwas vom Selbstverständnis her verändert. Das war eine sehr wichtige Erfahrung für mich“, erzählte der 26-jährige Bayer.

Plötzlich machte es im Kopf klick. Der introvertierte „Klugscheißer“, wie er sich selbst einmal bezeichnete, bringt nun auch die mentale Stärke auf die Schanze, um sich gegen starke Konkurrenz behaupten zu können und widrigen Bedingungen zu trotzen.

Das könnte auf der äußerst windanfälligen WM-Anlage in Falun von Vorteil sein. Freund, den Bundestrainer Werner Schuster ob dessen akribischer Arbeit als Musterprofi bezeichnet, hat sein Paket beisammen. So wie Schmitt oder Sven Hannawald in ihren Glanzzeiten. Einen ähnlichen Hype wie die beiden vermag er zwar nicht auszulösen, doch die seit einigen Jahren wieder zunehmende Begeisterung der deutschen Sportfans am Skispringen geht zum großen Teil auf sein Konto. Denn Erfolg macht sexy - und Freund hat Erfolg.

In seiner Münchner Wohnung, die er mit Dauerfreundin Caren bewohnt, liegen neben dem Olympia-Gold bereits drei WM-Medaillen - allesamt mit dem Team errungen. Im Skifliegen wurde er 2014 Weltmeister. Und im Weltcup stockte er seine Bilanz in diesem Winter auf 14 Siege auf. Damit ist er die Nummer vier in Deutschland hinter Jens Weißflog (33), Schmitt (28) und Hannawald (18).

Nun will sich der lange als ewiger Vierter abgestempelte Superflieger endlich den Traum von der ersten Einzelmedaille bei nordischen Ski-Weltmeisterschaften erfüllen. Der Bundestrainer traut das seinem Vorzeigespringer zu. „Er ist schon gut in Form. Er hat hier definitiv Chancen und müsste ein gewichtiges Wort mitreden“, sagte Schuster.

Die Umstellung vom Monsterbakken in Vikersund, wo Freund am vergangenen Sonntag beim Skiflug-Weltcup mit dem deutschen Rekord von 245 Metern triumphierte, auf die kleine Schanze in Falun ist gelungen. „Wenn du die Anlaufspur mit 20 km/h weniger runterfährst, ist das ein komplett anderes Gefühl. Das muss man erst mal ausblenden“, erklärte er. Auch körperlich musste er einige Strapazen bewältigen. „Das Skifliegen hat extrem gezehrt, am Montag war ich ziemlich platt. Wenn du 245 Meter springst, bist du auf einem anderen Adrenalinpegel“, berichtete Freund.

Der könnte am Samstag wieder ansteigen, wenn er es wie erhofft aufs Podium schaffen sollte. „Natürlich ist es sehr, sehr wertvoll, wenn du vorher schon ein paar Mal gewonnen hast“, sagte die größte deutsche WM-Hoffnung auf der Schanze. Eine Titel-Garantie ist dies für Freund aber nicht: „Bei der WM sind alle noch mal heißer und geben etwas mehr.“

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