DSV-Springer heiß auf Tournee - Ziel Podium

Frankfurt/Main (dpa) - Die neuen Himmelsstürmer Richard Freitag und Severin Freund lassen die Fans bei der 60. Vierschanzentournee auf den ersten deutschen Triumph seit zehn Jahren hoffen.

Auch Bundestrainer Werner Schuster traut seinen Jungstars bei der am Donnerstag beginnenden Jubiläumsveranstaltung einiges zu. „Die Jungs haben das Selbstverständnis: Wir gehören zu den Besten. Sie sind Mitfavoriten, das ist doch toll. Wir freuen uns, dass wir in der Lage sind, anzugreifen“, verkündete Schuster vor dem Auftakt in Oberstdorf.

Erstmals seit dem Grand Slam von Sven Hannawald im Winter 2001/02 fühlen sich die DSV-Adler wieder stark genug, um ganz vorne mitzufliegen. Angesichts der riesigen Erwartungshaltung tritt Schuster im Hinblick auf das Gesamtklassement jedoch ein wenig auf die Euphoriebremse. „Wir sind noch nie in der Lage gewesen, dass wir mit zwei Sportlern reingehen, die zuvor Podestplätze hatten. Wer das geschafft hat, kann natürlich im Kampf um den Gesamtsieg mitmischen. Aber wir haben noch nicht die Routine, wie man damit umgeht“, sagte der Chefcoach.

Schuster denkt in kleinen Schritten, aus denen im Verlauf der Tournee Großes entstehen könnte. „Wir werden uns aufs Tagesgeschäft konzentrieren. Wenn wir gute Einzel-Wettkämpfe machen, sollte es auch einer schaffen, bis zum Ende vorne dabei zu sein. Was dann rauskommt, wird man sehen“, erläuterte er die Taktik.

Mit vier Weltcup-Podestplätzen, darunter ein Sieg, haben Freitag und Freund ihre Ambitionen auf Top-Ergebnisse beim traditionellen Saisonhöhepunkt unterstrichen und die Konkurrenz aufgeschreckt. „Die Deutschen machen einen sehr guten Job und sind knapp dran“, erklärte der favorisierte Weltcup-Spitzenreiter Andreas Kofler aus Österreich. Und der viermalige Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz ergänzte: „Die zwei Deutschen sind sehr gut und ernstzunehmende Gegner.“

Senkrechtstarter Freitag, der zum dritten Mal dabei ist, lässt sich jedoch weder durch Vorschusslorbeeren noch den Rummel im Vorfeld verrückt machen. Er will das Highlight zum Jahreswechsel einfach nur genießen. „Die Tournee ist eine große Sache, wo man gerne hinfährt. Die Stimmung ist riesig, es macht einfach Spaß. Meine Zielsetzung ist die Top Ten“, erklärte der 20 Jahre alte Sachse.

Überhaupt kein Thema ist für ihn die Rekord-Prämie von einer Million Schweizer Franken, die für eine Siegesserie in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen ausgelobt wurde. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob ich das schaffen kann. Zur Tournee gehören vier Springen, ich habe in meiner Karriere gerade mal eins gewonnen. Von daher verbietet sich solch ein Gedanke“, sagte Freitag.

Sein Zimmerkollege Freund stapelt ebenfalls tief. „Ich habe nicht den Anspruch, an die Schanze zu gehen und zu sagen, heute gewinne ich, heute reiße ich die Welt ein. Wenn ich konstant vorne mitspringen kann, dann ist das eine sehr schöne Situation“, meinte der Bayer.

Methusalem Martin Schmitt, der ohne Ambitionen in seine 16. Tournee geht, traut Deutschlands jungen und dynamischen Vorzeigespringern einiges zu. „Severin und Richard haben ein verdammt hohes Grundniveau. Wenn Richard in einen Lauf kommt, dann kann er auch die Tournee gewinnen“, erklärte der 33-Jährige.

Auch Schuster sieht sein Spitzenduo auf Augenhöhe mit der Weltspitze und damit in der Lage, in jedem Einzel-Wettbewerb ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Einen zusätzlichen Kick erhofft sich der Österreicher von den deutschen Fans, die letztmals am 29. Dezember 2002 einen deutschen Tagessieg durch Hannawald bejubeln durften. „Deutschland ist hungrig auf Skispringen. Wir freuen uns, dass wir da für ein paar Appetithäppchen sorgen konnten. Wir wollen noch nachlegen.“

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